Kaukasus-Konflikt:Menschenrechtlerin im Kaukasus erschossen

Die russische Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa ist in Tschetschenien entführt und ermordet worden. Sie kämpfte seit Jahren gegen staatliche Willkür in der Region.

Im Nordkaukasus ist die prominente Menschenrechtsaktivistin Natalja Estemirowa erschossen worden. Die Leiche der Mitarbeiterin der Menschenrechtsorganisation Memorial sei in der russischen Teilrepublik Inguschetien gefunden worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Kaukasus-Konflikt: Die russische Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa wurde im Nordkaukasus ermordet.

Die russische Menschenrechtlerin Natalja Estemirowa wurde im Nordkaukasus ermordet.

(Foto: Foto: AP)

Natalja Estemirowa sei am frühen Morgen vor ihrer Wohnung im tschetschenischen Grosny gewaltsam in ein Auto gezerrt worden, teilte ihre Organisation Memorial mit. Nach Angaben von Zeugen habe sie sich schreiend gewehrt. Estemirowa war in der hauptsächlich von Muslimen bewohnten Kaukasusrepublik tätig und hatte nach Angaben eines Kollegen kürzlich zum Missfallen der örtlichen Behörden eine Hinrichtung kritisiert.

Sie half auch nach dem Ende der Kämpfe in Tschetschenien Familien bei der Suche nach Angehörigen. Sie war seit Jahren Bedrohungen von Staatsorganen ausgesetzt, wie Zeugen berichten. Aus der Region gibt es immer wieder Berichte über grobe Menschenrechtsverstöße wie Entführungen und Folter durch Staatsorgane.

Ausgezeichnete Menschenrechtsarbeit

Die 50-jährige Aktivistin gilt als engagierte Kämpferin für die Menschenrechte im früheren Kriegsgebiet Tschetschenien. 2007 wurde sie mit dem Anna-Politkowskaja-Preis ausgezeichnet worden, der nach einer wegen kritischer Berichterstattung ermordeten russischen Journalistin benannt ist. 2004 war Estemirowa außerdem für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments nominiert.

Das nach Unabhängigkeit von Russland strebende Tschetschenien ist immer wieder Schauplatz von Gewalt. Moskau hatte im April seinen Anti-Terror-Einsatz, der mit dem zweiten Tschetschenien-Krieg im Jahr 1999 begann, für beendet erklärt.

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