Katholizismus in den USA:God Bless You, Benedikt!

Nach Brasilien und Mexiko sind die USA das Land, in dem die meisten Katholiken wohnen. Und dennoch gab es bislang erst einen katholischen Präsidenten. Die Amerikaner und der Vatikan: ein schwieriges Verhältnis in Bildern.

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Dollarnote

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"In God We Trust" ist das offizielle nationale Motto der USA und so steht es auch seit 1957 auf den Dollar-Scheinen. Im Vergleich zu anderen Industriestaaten sind die USA sehr viel religiöser: Rund 46 Prozent der Amerikaner besuchen mindestens einmal die Woche die Kirche. Zum Vergleich: In den alten Ländern der Bundesrepublik sind es lediglich 13 Prozent.

Das sollte Benedikt XVI. eigentlich freuen. Doch die insgesamt 67 Millionen Mitglieder der katholischen Kirche in Amerika, die mit rund 23 Prozent nach den reformierten Kirchen die zweitgrößte Konfession im Land stellen, halten sich nicht immer an die Vorgaben Roms. Im Gegensatz zu Benedikt unterstützen viele die Todesstrafe - und sind gegenüber den Themen Abtreibung und Homo-Ehe aufgeschlossener.

In sozialpolitischen und moralischen Fragen steht Papst Benedikt XVI. ...

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Benedikt und Bush im Vatikan

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... Präsident George W. Bush sehr viel näher: Wie der Papst ist der Protestant (Methodist) Bush strikter Abtreibungsgegner, kämpft gegen die embryonale Stammzellforschung und die Homo-Ehe.

Unterschiedlicher Ansicht sind Benedikt und Bush hingegen beim Irakkrieg und bei der Todesstrafe. Diese heiklen Themen will der Papst bei dem Treffen mit Bush auch ansprechen.

Bush und Benedikt XVI. bei ihrem Treffen im Juni 2007 im Vatikan. Foto: dpa

Ankunft in Washington

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Zunächst allerdings ließ George W. Bush dem Papst bei der Ankunft am Luftwaffenstützpunkt Andrews in der Nähe von Washington am Dienstag um 16 Uhr Ortszeit eine besondere Ehre zuteilwerden: Er holte ihn persönlich ab. Dies war das erste Mal, dass Bush einen ausländischen Gast bereits am Rollfeld des Luftwaffenstützpunkts begrüßte.

Auf seiner sechstätigen Reise besucht Benedikt insgesamt nur zwei Städte - ganz im Gegensatz ...

Johannes Paul II. und Jimmy Carter

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... zu seinem Vorgänger. Papst Johannes Paul II. hatte auf seiner ersten Amerikareise 1979 ein dichtes Programm: sieben Städte in sieben Tagen und 77 Reden. In Washington traf er damals US-Präsident Jimmy Carter.

Johannes Paul II. ist fünf Mal in die USA gereist. Der erste Papst überhaupt, der die USA besuchte, war ...

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Paul VI. und Lyndon B. Johnson

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... Paul VI., der Vorgänger von Johannes Paul II. 1965 traf er Präsident Lyndon B. Johnson und sprach vor den Vereinten Nationen sein berühmtes "Niemals mehr Krieg! Niemals wieder Krieg!".

Papst Benedikts UN-Rede am Freitag gilt als Höhepunkt der Reise: Er wird heikle Themen ansprechen, darunter Menschenrechte, den Nahost-Konflikt und den Irakkrieg.

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Gläubige in Amerika

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Doch die wirklichen Herausforderungen liegen jenseits der offiziellen Termine. Benedikt XVI. ist der erste Papst, der nach dem Aufkommen der Missbrauchsfälle (die zwischen 1950 und 2002 passiert sind) nach Amerika reist. Der Skandal hat die Kirche schwer erschüttert. Seit 1995 verliert Amerikas katholische Kirche zudem Mitglieder wie keine andere Konfession: Jeder zehnte Amerikaner bezeichnet sich als ehemaliger Katholik.

Gleichzeitig befindet sich die Kirche im rasanten Wandel - durch die Einwanderung aus Lateinamerika. Mittlerweile sind fast ein Drittel ihrer Mitglieder Hispanics. Dadurch werden die Messen unorthodoxer und lebhafter.

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Religion und Politik

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In God's own country gilt grundsätzlich die strikte Trennung von Staat und Religion. Gleichzeitig aber hat schon der französische Staatstheoretiker Alexis de Tocqueville die Bedeutung der civil religion für die Stabilität der Demokratie in Amerika beschrieben. Verantwortungsgefühl, Einsatz für das Gemeinwohl - das sind die Werte von Amerikas Zivilreligion.

Wie wichtig den Bürgern Religion in der Politik auch heute noch ist, zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Pew Forum on Religion and Public Life: Demnach sagt auch 2008 die Mehrheit der Amerikaner, dass ein Präsident einen "starken, religiösen Glauben" haben muss. Für Katholiken aber gilt dies nur eingeschränkt:

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Kennedys Amtseid

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John F. Kennedy (rechts) kam als erster und bislang einziger Katholik in das Präsidentenamt. Im Wahlkampf musste sich Kennedy von der protestantischen Elite den Vorwurf gefallen lassen, als Katholik nicht für dieses Amt geeignet zu sein. Ein katholischer Präsident würde die alten Freiheiten einschränken und Amerika unter die direkte Kontrolle Roms bringen, hieß es.

Der antikatholischen Stimmung im Land begegnete Kennedy 1960 in einer Rede: "I am not the Catholic candidate for president. I am the Democratic Party's candidate for president who happens also to be Catholic." Seine Botschaft: Die Religion ist Privatsache und hat nichts mit seiner Politik zu tun. Trotz seiner Konfession wurde Kennedy gewählt und sprach am 20. Januar 1961 bei seiner Vereidigung als erster katholischer US-Präsident die Worte: "So help me God."

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John Kerry

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Religion als Privatsache - damit versuchten seit Kennedy katholische Politiker das Thema zu umgehen. So auch 2004 der demokratische Präsidentschaftskandidat John Kerry. Dieser allerdings ohne Erfolg.

Kennedy hatte die katholischen Wähler hinter sich, 2004 hingegen entschieden sie sich mehrheitlich gegen Kerry und für George W. Bush. Insbesondere die liberale Haltung zur Abtreibung schadete dem Senator aus Massachusetts innerhalb der eigenen Gemeinde.

Katholische Bischöfe erklärten, sie würden Kerry die Kommunion verweigern und lösten damit eine Kontroverse in der katholischen Kirche Amerikas aus. Die Demokratin Nancy Pelosi und andere katholische Kongressmitglieder protestierten - sie fühlten sich durch die Äußerungen der Bischöfe an den Rand gedrängt.

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Kardinal William Joseph Levada

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US-Kardinal William Joseph Levada - damals Vorsitzender der Glaubenskommission der US-Bischofskonferenz - wollte in der Kontroverse vermitteln. Zwar müssten sich alle Katholiken, auch Politiker, an der Haltung der Kirche gegenüber Abtreibung orientieren, allerdings würde er ihnen nicht die Kommunion verweigern, schrieb er in einem Brief an die Bischöfe.

Levada spielt im Vatikan als Vertreter der katholischen Kirche Amerikas eine große Rolle: Er ist ein enger Freund Joseph Ratzingers. Kurz nach der Papstwahl im April 2005 ernannte Benedikt XVI. den früheren Erzbischof von San Francisco zu seinem Nachfolger als Präfekt der Glaubenskongregation.

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Hillary Clinton und Barack Obama

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Offen ist, inwiefern der Besuch des Papsts Einfluss auf den aktuellen US-Wahlkampf hat.

Fest steht, dass alle Präsidentschaftsanwärter das Potential der katholischen Wählerschaft erkannt haben. Besonders eifrig bemühen sich derzeit die demokratischen Bewerber Hillary Clinton und Barack Obama (beides Mitglieder protestantischer Kirchen) um diese Wählerklientel. Denn in der wichtigen Vorwahl am 22. April im US-Staat Pennsylvania werden die Katholiken (mehr als die Hälfte der Bevölkerung) eine große Rolle spielen.

Hillary Clinton und Barack Obama am Montag nach einer Wahlkampfveranstaltung im Messiah College in Grantham, Pennsylvania. Foto: AP

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