Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Stimmung gut, Ergebnis unklar

Es soll bleiben, wie es ist: Zahlreiche Bischöfe sprechen sich auf der Familiensynode gegen Änderungen in der Seelsorge aus. Es scheint noch nicht einmal sicher, ob es ein Abschlussdokument gibt.

Können in der katholischen Kirche Geschiedene, die wieder geheiratet haben, im Einzelfall zu den Sakramenten zugelassen werden? Über diese Frage sind sich die Bischöfe der Welt auf der in Rom tagenden Familiensynode offenbar weiterhin uneins. Der australische Kurienkardinal George Pell, ein Wortführer der konservativen Bischöfe, sagte der Zeitung Le Figaro aus Paris, "weniger als 20" der fast 100 Wortmeldungen in der Debatte hätten sich für entsprechende Lockerungen in der Seelsorge ausgesprochen. Auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode, der sich für Reformen einsetzt, gab gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) zu, "eine ganze Reihe" von Bischöfen sehe keinen Raum für Änderungen. Die Debatte sei allerdings noch nicht entschieden: "Viele Synodale sind für sich noch nicht zu einem klaren Ergebnis gekommen", sagte Bode. Zuletzt hatte auch Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation, erklärt, er könne sich in extremen Ausnahmefällen eine Lösung für Wiederverheiratete vorstellen. Müller hatte sich zuvor ablehnend gegenüber dieser Idee geäußert.

Es ist nicht einmal sicher, dass es ein Abschlussdokument gibt

Am Dienstag schlossen die insgesamt 13 Arbeitsgruppen, die nach fünf Sprachen unterteilt sind, ihre Arbeit ab. Nun soll bis zum Samstagnachmittag ein Abschlussdokument erstellt werden. Ob dies bis dahin gelingen wird, ist aber offenbar unklar: Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper sagte, "wahrscheinlich" brauche man dafür noch mehr Zeit. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der gemeinsam mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn die deutsche Sprachgruppe moderierte, sagte, er hoffe auf ein klärendes Wort von Papst Franziskus. An dieses Votum müsste sich dann die gesamte Kirche halten. Er würde gerne mit der Botschaft aus Rom abreisen, dass die Kirche viele Menschen und ihre Anliegen im Blick habe, "dass es keine abgehobene, menschenferne Synode war", sagte er der Tagespost aus Würzburg.

Mehrere Bischöfe lobten, dass trotz der Kontroversen die Beratungen in einer guten Atmosphäre verliefen - die erste Beratungsphase im vergangenen Jahr war im Streit geendet, weil die konservativen Bischöfe sich von der Redaktionsgruppe des Zwischenberichts ungenügend berücksichtigt sahen. Der Wiener Kardinal Schönborn nannte das Treffen "die bei Weitem beste und offenste Synode, die ich erlebt habe."

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SZ vom 21.10.2015
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