Katholische Kirche:Schwierige Beratungen

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Kardinal Reinhard Marx vor dem Beginn der Herbstvollversammlung in Fulda im Gespräch mit Demonstrantinnen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Kardinal Marx hat sich in Rom den päpstlichen Segen für den Reformdialog geholt. Doch einfach wird es nicht.

Von Matthias Drobinski, München

Der Vorsitzende der katholischen deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, ist zuversichtlich, dass der Reformdialog in der katholischen Kirche in Deutschland weitergeht. Es gebe aus Rom "kein Stoppschild", sagte er zum Auftakt der Herbst-Versammlung der Bischöfe in Fulda. Der Weg für den "Synodalen Weg" sei frei. Marx hatte vergangene Woche Papst Franziskus zu einem Gespräch getroffen. Es sei ein "konstruktiver Dialog" gewesen, Details nannte er nicht.

Beim "Synodalen Weg" soll offen über bischöfliche Macht, den Zölibat, die kirchliche Sexualmoral und den Zugang von Frauen zu Weiheämtern geredet werden. Ein Brief aus dem Vatikan bestreitet dem Gremium jedoch das Recht, verbindliche Beschlüsse fassen zu können. Der Vatikan und eine Minderheit der deutschen Bischöfe stoßen sich vor allem daran, über die mögliche Weihe von Frauen reden zu wollen; Papst Johannes Paul II. hat 1994 die Debatte für beendet erklärt, Franziskus will sich daran halten. Vor dem Beginn der Beratungen in Fulda demonstrierten mehr als 150 Frauen der katholischen Frauengemeinschaft für Gleichberechtigung, sie riefen Kardinal Marx auf, den Weg der Reformen weiterzugehen.

Am Dienstag wollen die Bischöfe über eine mögliche Reform des Entschädigungssystems für Missbrauchsopfer beraten. Die Entscheidung der Bischöfe, in der Regel 5000 Euro für Betroffene sexueller Gewalt zu zahlen, war immer wieder auf Kritik gestoßen. Betroffenenvertreter fordern pauschal 300 000 Euro für alle, die als Minderjährige Opfer sexueller Gewalt durch Kirchenmitarbeiter wurden. Roswitha Müller-Piepenkötter, die Ehrenvorsitzende des "Weißen Rings", der Jurist Stephan Rixen und Matthias Katsch, Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch", werden nun den Bischöfen ein entsprechendes Modell vorstellen. Dass die die Forderung komplett übernehmen, gilt als unwahrscheinlich. Der Beauftragte für Missbrauchsfälle, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hat jedoch angedeutet, dass es Entschädigungen von mehr als 100 000 Euro geben könnte.

Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir Roswitha Müller-Piepenkötter fälschlicherweise noch als Vorsitzende des Weißen Rings bezeichnet. Bundesvorsitzender ist jedoch seit 2018 Jörg Ziercke, Müller-Piepenkötter ist nunmehr Ehrenvorsitzende.

© SZ vom 24.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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