Katholische Kirche:Papst schickt die Weltkirche auf einen synodalen Weg

Katholische Kirche: Darauf hatten die Reformer in der katholischen Kirche lange gehofft: Papst Franziskus will die Ortskirchen und die Laien bei der nächsten Synode stärker einbinden.

Darauf hatten die Reformer in der katholischen Kirche lange gehofft: Papst Franziskus will die Ortskirchen und die Laien bei der nächsten Synode stärker einbinden.

(Foto: FILIPPO MONTEFORTE/AFP)

Überraschung in Rom: Franziskus will einen Zukunftsplan für die Kirche entwickeln - und dabei nicht nur Bischöfe, sondern explizit Laien und die Kirchen vor Ort einbeziehen. Was bedeutet das für die deutsche Reformdebatte?

Von Annette Zoch

Kurz vor Pfingsten habe man eine Ankündigung des Heiligen Vaters zu machen, sagt Kardinal Mario Grech, Generalsekretär des Synodensekretariats im Vatikan, in einem mit plätscherndem Gitarrenspiel unterlegten Video: Papst Franziskus will die gesamte Weltkirche auf einen synodalen Weg schicken, um die Kirche mit Hilfe der Gläubigen für die Zukunft zu wappnen. Die Ankündigung kommt überraschend -"Der Papst revolutioniert die Synode!", schreibt die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

Ursprünglich war für Oktober 2022 eine Bischofssynode geplant. Diese soll nun unter ausdrücklicher Beteiligung der Ortskirchen und der Laien ausgebaut werden zu einem zweijährigen Prozess unter der Überschrift "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission". Franziskus will die Synode am 9. und 10. Oktober in Rom eröffnen. Drei Phasen seien anschließend vorgesehen, wie sich aus einer ausführlichen Infografik entnehmen lässt: eine in den jeweiligen Diözesen, eine zweite auf den Kontinenten und zuletzt eine weltkirchliche. Der Abschluss der Synode ist für Oktober 2023 vorgesehen.

Eine inhaltliche Vorgabe gibt es vorerst nicht; Themen sollen auf dem Weg gefunden werden. Wesentliche Elemente aller Versammlungen sollen Gespräche und Reflexionen sein, bei denen Teilnehmer vor allem aufeinander hören. Dazu kommen gemeinsame Gebete und Messfeiern.

Die Institution der Bischofssynode gibt es als ständige Einrichtung seit 1965. Sie entscheidet nicht selbst, sondern berät den Papst. Dieser beruft sie ein und nimmt in der Regel an den Sitzungen teil. 2018 reformierte Papst Franziskus die Synodenordnung. Dabei stärkte er vor allem Vor- und Nachbereitung der einzelnen Synodenversammlungen. So sollen die Ortskirchen wie Betroffene des jeweiligen Themas mehr als bisher gehört und eingebunden werden.

Die deutschen Reformkräfte fühlen sich ermuntert

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Georg Bätzing, nannte die Ankündigung aus Rom "ein ganz starkes Zeichen für die Mitwirkung des ganzen Gottesvolkes an der Entwicklung der Weltkirche". "Wie nie zuvor wird das Volk Gottes in die Vorbereitung und den Weg der Weltbischofssynode einbezogen", betonte der Limburger Bischof. "Die Zeit war reif für eine breitere Beteiligung des Volkes Gottes an einem Entscheidungsprozess, der die ganze Kirche und jeden in der Kirche betrifft", sagte Kardinal Grech, der die Synode in Rom koordinieren soll.

In Deutschland debattieren Kleriker und Laien bereits seit mehr als einem Jahr über kirchliche Reformen, der Prozess trägt ebenfalls den Titel "Der Synodale Weg". Es sei "ein bestätigendes Zeichen", dass Franziskus den Titel des deutschen Reformprozesses gebrauche, sagte Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. "Gelegentlich geäußerte Unterstellungen, wir würden in Deutschland eine Spaltung vorbereiten oder ständen nicht in Übereinstimmung mit der Weltkirche, erweisen sich als gegenstandslos."

Aber was bedeutet die Römer Synode für den deutschen Synodalen Weg? Macht sie dessen Arbeit nicht obsolet? Nein, findet Britta Baas, Sprecherin des ZdK: "Wir sind in Deutschland mit unserem Synodalen Weg Spiritgeber geworden - in Rom ist beobachtet worden, was wir diskutieren. Es war nicht egal, dass wir vorangeschritten sind. Das führt auch nicht dazu, dass wir uns nun im Sessel zurücklehnen können - wir betrachten uns weiterhin als Wegbegleiter der neuen Synodalität und Dezentralität, die Franziskus ausgerufen hat."

Der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, würdigte die angekündigte Synode: "Das gegenseitige Hören auf die Anliegen der verschiedenen Teile der Kirche ist die hilfreiche Grundlage, um die katholische Gemeinschaft und Einheit innerhalb der Kirche zu festigen und inspirierende Impulse für die Neuevangelisierung auszutauschen", sagte der Kardinal

Der Münsteraner Dogmatik-Professor Michael Seewald sagte, es sei durchaus möglich, dass regionale Synodalität "ausgebremst oder verstärkt unter die Kontrolle der Zentrale gebracht werden soll". Für den deutschen Reformprozess könne dies im Extremfall bedeuten, dass der Vatikan sagt: "Wir haben eure Impulse aufgenommen - es ist jetzt nur am Ende etwas anderes herausgekommen, als ihr euch vorgestellt hattet."

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