Süddeutsche Zeitung

Nach Missbrauchsgutachten:Bischöfe beraten über die Zukunft der katholischen Kirche

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Die Beschlüsse des "synodalen Weges" verlangt den Kirchenfürsten auf ihrer Frühjahrsvollversammlung die Umsetzung großer Reformschritte ab. Die wollen aber jetzt in "erster Diskussion" lediglich prüfen, was "realistisch" umsetzbar sei.

Die deutschen katholischen Bischöfe beginnen am Montag ihre Frühjahrsvollversammlung. Die Versammlung ist die erste Zusammenkunft der Bischöfe nach Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens. Es war zu dem Ergebnis gekommen, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Erzdiözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt worden waren.

Die Bischöfe wollen unter anderem über Reformvorschläge beraten, die Anfang Februar auf der Vollversammlung des Synodalen Wegs verabschiedet worden waren. Unter anderem sollen die Gläubigen bei Bischofsernennungen mitreden können. Außerdem stehen die bei reformorientierten Katholiken schon länger formulierten Forderungen im Raum: Diakonat der Frau, verheiratete Priester, Segnung homosexueller Paare.

Die Bischöfe würden sich mit dem Fortgang des Synodalen Wegs befassen, teilte DBK-Sprecher Matthias Kopp vorab mit. "Dazu zählt auch eine erste Diskussion darüber, wie die Beschlüsse in den Bistümern realistisch umgesetzt werden können."

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) hat es begrüßt, dass die Bischöfe sich mit den Ergebnissen des Synodalen Wegs befassen, fordert aber nun konkrete Schritte: "Wir rufen sie auf, in ihren jeweiligen Diözesen eigenverantwortlich die Beschlüsse im Rahmen des kirchenrechtlich Möglichen zeitnah umzusetzen und richtungsweisende Signale für die Fortführung des Reformprozesses zu senden", teilte Präsidentin Maria Flachsbarth mit.

Erwartet wird in Vierzehnheiligen auch der umstrittene Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki. Er war am Mittwoch nach fünfmonatiger Auszeit in sein Amt als Erzbischof von Köln zurückgekehrt, hatte aber dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Eine Entscheidung steht noch aus.

Bistümer kontrollieren Missbrauchstäter nur unzureichend

Laut einer Umfrage des WDR in allen 27 katholischen Bistümern werden Missbrauchstäter zum Teil nur unzureichend kontrolliert. Lediglich in Essen, Osnabrück, München und Dresden gebe es Personen außerhalb der Kirche, die übergriffige Priester kontrollierten, wenn diese etwa die Auflage hätten, eine Therapie zu machen und sich Kindern nicht mehr zu nähern.

In Essen übernehme das eine Art Bewährungshelfer, der Täter mehrmals wöchentlich besuche. An anderen Orten gebe es Kommissionen, die die Kontrolle der Täter überwachten. Sie bestünden aus Experten wie Juristen oder Psychologen.

Im Erzbistum Köln, so der WDR, gebe es keinerlei Kontrolle. In zehn weiteren werde lediglich ein Vorgesetzter informiert oder es fänden Gespräche mit Bistumsmitarbeitern statt, die aber keine spezielle Ausbildung dafür hätten und auch nicht unabhängig von Kirchenstrukturen seien.

Insgesamt, so der Sender weiter, hätten 24 von 27 Bistümern die Fragen nach der Kontrolle von übergriffigen Priestern beantwortet. Das Bistum Fulda habe gar nicht reagiert, die Bistümer Passau und Paderborn hätten keine Angaben gemacht. In den Bistümern Berlin und Görlitz hätten die Pressestellen angegeben, dort würden derzeit keine Täter leben, die kontrolliert werden müssten.

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