Mehr Austritte als Taufen:Mitgliederschwund bei den Katholiken

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Mehr Austritte als Taufen: Nach den Missbrauchsskandalen haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Katholiken die Kirche verlassen als in den Vorjahren. Offiziellen Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz zufolge erklärten mehr als 181.000 Katholiken ihren Austritt - ein Anstieg um fast 50 Prozent.

Nach Bekanntwerden von Missbrauchsskandalen Anfang 2010 haben deutlich mehr Katholiken als in den Vorjahren die Kirche verlassen. Zum ersten Mal gab es damit bei den Katholiken in Deutschland mehr Kirchenaustritte als Taufen. Nach der im Internet veröffentlichten Jahresstatistik 2010 standen 170.000 Taufen 181.193 Kirchenaustritte entgegen. 11.000 Menschen traten in die katholische Kirche ein oder wurden wieder aufgenommen. Zugleich sank die Zahl der Kirchenmitglieder von 24,9 Millionen im Jahr 2009 auf 24,6 Millionen. Rund 253.000 Kirchenmitglieder starben.

Mitgliederschwund in der katholischen Kirche: Nach Bekanntwerden der Missbrauchsskandale sind so viele Katholiken ausgetreten wie seit Jahrzehnten nicht mehr. (Foto: dpa)

Rückläufig ist auch die Zahl der Gottesdienstbesucher: 2009 nahmen noch 13 Prozent der Katholiken an den Heiligen Messen teil, im vergangenen Jahr waren es 12,6 Prozent.

Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung sank im vergangenen Jahr damit um 0,3 Punkte auf 30,2 Prozent. Demnach lebten 2010 rund 24,65 Millionen Katholiken in den 27 Bistümern. Berichte über zahlreiche Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen hatten im vergangenen Jahr zu einer Austrittswelle geführt. Allein im Erzbistum München und Freising kehrten der Statistik zufolge mehr als 21.000 Menschen ihrer Kirche den Rücken. Im Bistum Augsburg, wo Bischof Walter Mixa nach anhaltenden Berichten über Misshandlungsvorwürfe seinen Rücktritt erklärte, verdoppelte sich die Zahl der Austritte im Vergleich zum Vorjahr nahezu.

Lediglich im Jahr 1992 hatte die katholische Kirche in Deutschland mit 192.000 Austritten einen größeren Mitgliederschwund zu verzeichnen. Die Zahl der Taufen ist auch aufgrund des demografischen Wandels seit Jahrzehnten rückläufig. Lag sie Anfang der 60er Jahre noch bei rund 500.000 im Jahr, pendelte sie von Mitte der 70er Jahre an lange Zeit zwischen 250.000 und 300.000. Im Jahr 2005 wurde erstmals die Marke von 200.000 unterschritten. Im Jahr 2007 war die Zahl der Taufen mit rund 186.000 noch doppelt so groß wie die der Austritte.

Bei der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lagen die aktuellen Zahlen für das Jahr 2010 noch nicht vor. Im Jahr 2009 gab es dort laut EKD 198.936 Taufen und 148.450 Kirchenaustritte.

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