Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Laien müssen draußen bleiben

Die Kleruskongregation in Rom hatte im Juli die deutschen Bischöfe aufgeschreckt mit Ansagen zur Pfarreireform. Nun darf der Vorsitzende im Vatikan seine Kritik erläutern, die Betroffenen haben erst mal das Nachsehen.

Von Annette Zoch, München

Der Präfekt der Kleruskongregation im Vatikan, Kardinal Beniamino Stella, will nur mit Bischof Georg Bätzing über die umstrittene Instruktion zu Pfarreireformen sprechen - Laien müssen draußen bleiben. Das geht nach einem Bericht der katholischen Zeitschrift Herder Korrespondenz aus einem Brief hervor, den Stella am 29. September an Bätzing geschrieben hatte. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hatte zuvor eine Gesprächseinladung aus Rom angenommen - aber auch gefordert, dass Laienvertreter aus dem deutschen Reformprozess "Synodaler Weg" bei der Unterredung dabei sind.

Die Instruktion vom 20. Juli hatte deutschen Bischöfen bei Pfarreireformen klare Grenzen gesetzt: Die Leitung von Pfarreien dürfe nicht an gemischte Teams aus Priestern und Laien übertragen werden, nur Priester dürften tatsächlich leiten und verwalten. Dabei ist das in einigen Diözesen längst Usus - die Bischöfe müssen auf den eklatanten Priestermangel und die Rekord-Austrittszahlen reagieren. Das Papier aus Rom hatte deshalb auch ungewöhnlich scharfe Reaktionen der deutschen Bischöfe nach sich gezogen. Sie fürchteten nicht zuletzt auch eine fatale Signalwirkung für die ohnehin nicht mehr so zahlreichen engagierten Laien.

Die Instruktion habe sich "in erster Linie an die Bischöfe gerichtet", antwortete Stella nun. Eine Teilnahme von Laien an der Begegnung wünscht er deshalb "in dieser Phase" nicht. Das Papier rufe zudem lediglich geltendes Kirchenrecht in Erinnerung. Bätzing sagte, er werde einen Termin suchen, um "zeitnah ein erstes Gespräch zu führen". Aber auch das Gespräch mit dem Präsidium des Synodalen Wegs erscheine "der Sache nach angemessen". Er wolle in Rom besprechen, wann dieses Gespräch stattfinden könne.

Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sagte der Süddeutschen Zeitung, er hatte mit der Absage "schon fast gerechnet". Trotzdem werde es dringend zu Gesprächen in Rom kommen müssen, "damit sich in Rom nicht falsche Vorstellungen über die katholische Kirche in Deutschland einschleichen", so Sternberg. "Ich habe manchmal den Eindruck, dass man in Rom glaubt, hier sei eine Truppe von Revoluzzern am Werk, die eine deutsche Nationalkirche im Sinn hat. Das ist natürlich vollkommener Unsinn." Es gehe ihm darum, auch im persönlichen Kontakt deutlich zu machen, "wie sehr wir uns hier darum mühen, dass unsere katholischen Gläubigen wieder stolz und froh sagen können: Ich bin gerne in dieser katholischen Kirche."

Die Kurie sei offenbar von den vielen kritischen Stellungnahmen deutscher Bischöfe überrascht worden, sagt Sternberg: "Die Kleruskongregation übt ja scharfe Kritik an pauschalen Pfarreizusammenlegungen, die wir auch in Deutschland erleben. Es ist für mich übrigens besonders erstaunlich, dass ausgerechnet Kardinal Woelki - der einer der ganz wenigen Bischöfe war, der die Instruktion sehr gelobt hat - in seiner Diözese jetzt 90 Prozent seiner Gemeinden pauschal auflösen will. Kardinal Rainer Maria Woelki hat in aller Deutlichkeit gesagt, wie gut diese Instruktion sei, um anschließend genau das Gegenteil davon zu tun."

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