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Katholische Kirche:Vorwürfe gegen Bischof Bätzing überschatten Katholikentag

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Im Bistum Limburg soll ein Priester vor Jahren Frauen sexuell belästigt haben. Dennoch beförderte ihn Bätzing. Auch innerhalb der Kirche wird Kritik laut

Kurz vor der Eröffnung des Katholikentags in Stuttgart wird aus der Kirche Kritik am Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, laut. Zuvor war durch die Zeit-Beilage Christ & Welt bekannt geworden, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung befördert hatte. Der Priester soll demnach im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung verbal und körperlich sexuell belästigt haben, später auch eine angehende Gemeindereferentin. Ein Bistumssprecher sagte dazu, Bätzing habe eine Ermahnung gegen den Priester ausgesprochen. Weil der Priester Reue gezeigt und sich entschuldigt habe, habe Bätzing ihn aber doch zum Bezirksdekan ernannt.

"Ich bin perplex und überrascht", sagte der Bischof des gastgebenden Bistums Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, bei der Auftaktpressekonferenz. "Ich kenne den Umfang jetzt nicht genau, aber ich würde in meiner Diözese so etwas niemals tun."

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, wies darauf hin, dass es sich nach ihrer Kenntnis nicht um strafrechtlich relevante Vorgänge gehandelt habe. "Aber die Frage, warum Bischof Bätzing in dieser Situation den betreffenden Priester dann als Regionaldekan eingesetzt hat, das ist natürlich eine Frage, die wahrscheinlich nicht nur ich mir stelle, und insofern gehe ich schon davon aus, dass hier er zu einem Fehler möglicherweise in der Vergangenheit auch Stellung nehmen muss."

Bistum Limburg verteidigt Bätzing

Das Bistum Limburg kritisierte den Zeitungsbeitrag. Dieser erwecke den Eindruck, "Bischof Bätzing würde Betroffene nicht hören, sich auf die Seite von Tätern stellen und Beschuldigte befördern, statt zu sanktionieren", erklärte ein Bistumssprecher. "Diesem Eindruck muss widersprochen werden." Bätzing setze sich "entschieden dafür ein, dass es einen Kulturwandel in der Kirche gibt, Betroffene gehört, Missbrauch verhindert sowie Täter und Taten klar benannt werden."

Der Katholikentag soll an diesem Mittwochabend in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet werden. Das Kirchenfest mit 1500 Veranstaltungen findet erstmals seit vier Jahren wieder in Präsenz statt, allerdings werden viel weniger Teilnehmer erwartet als zuletzt, etwa 25 000. Darunter sind 7000 Mitwirkende. Zum Katholikentag 2018 in Münster waren 90 000 Menschen gekommen.

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