28 Jahre lang hat der deutsche Geistliche Georg Müller in Norwegen gewirkt, seit 1997 war der Bruder des Ordens der Arnsteiner Patres sogar Bischof von Trondheim. Seit Dezember 2009 bewohnt der 58-Jährige allerdings eine Gastwohnung auf dem Gelände eines katholischen Krankenhauses bei Osnabrück - und ist derzeit mit unbekanntem Ziel verreist.
Müller hat seinen Gastgebern einiges zu erklären. Dass er sein Amt in Trondheim aufgeben musste, weil der Jahre zurückliegende Missbrauch eines Messdieners ans Licht gekommen war, hat dort angeblich niemand gewusst. Sowohl das Bistum Osnabrück als auch das Franziskus-Hospital Harderberg, wo Müller Gastrecht genießt, gaben an, erst jetzt von den Vorwürfen gehört zu haben.
Der Vatikan wusste Bescheid
Georg Müller war im Juni vergangenen Jahres von seinem Amt in Norwegen zurückgetreten. Während Medien damals spekulierten, der Grund seien interne Verwerfungen, kannte der Vatikan die Hintergründe. Müller stand im Verdacht, etwa zwanzig Jahre zuvor einen Messdiener sexuell missbraucht zu haben. "Mir waren die Vorwürfe seit Januar 2009 bekannt", sagte Heinz-Josef Catrein, heute Provinzial der Arnsteiner Patres. Er war damals selbst Pfarrer in Norwegen, sagte Catrein der Süddeutschen Zeitung: "Wir haben dafür gesorgt, dass die Sache nach Rom ging." Seiner Kenntnis nach habe sich das Opfer damals über Dritte an die Kirche gewandt.
Der Bischof von Oslo, Bernt Eidsvig, bestätigte inzwischen den Missbrauchsfall; Müller habe die nach norwegischem Recht verjährte Tat gestanden und versichert, es gebe keine weiteren Opfer. Er trat zurück, weil er, so die Vatikan-Mitteilung vom Sommer 2009, "aus gesundheitlichen oder anderen Gründen nicht mehr in der Lage" sei, die Amtsgeschäfte wahrzunehmen. Das Opfer, ein heute 30 Jahre alter Mann, habe anonym bleiben wollen - daher sei der Fall auch nicht den Behörden gemeldet worden.
Das Franziskus-Hospital will nun in einem Gespräch mit Müller klären, ob eine Rückkehr nach Osnabrück "unter diesen Umständen sinnvoll" sei. Laut Vatikan hat Müller nach seinem Abschied aus Rom eine Therapie aufgenommen. Sein Ordensbruder Heinz-Josef Catrein ahnt, warum: "Der Mann war fertig, körperlich und psychisch."