Christentum:Katholische Kirche in Deutschland macht Weg für Segensfeiern für homosexuelle Paare frei

Christentum: Von 2026 an können homosexuelle Paare in der deutschen katholischen Kirche gesegnet werden.

Von 2026 an können homosexuelle Paare in der deutschen katholischen Kirche gesegnet werden.

(Foto: IMAGO/Chris Emil Janssen/IMAGO/Chris Emil Janßen)

Die Feiern sollen ab 2026 möglich sein. Die Bischöfe stimmen einem Beschluss des Synodalen Wegs zu. In der Weltkirche dürfte diese Entscheidung für Unmut sorgen.

Ab März 2026 soll es in der katholischen Kirche in Deutschland offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare geben. Das hat die Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche am Freitag in Frankfurt/Main beschlossen.

Außerdem sollen wiederverheiratete Geschiedene ebenfalls ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können. Das Reformprojekt Synodaler Weg verabschiedete am Freitag nach einer kontroversen Debatte mit einer Mehrheit von knapp 93 Prozent ein Papier, das empfiehlt, zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. Der Text ist jedoch nur eine abgeschwächte Form des ursprünglichen Entwurfs: Ursprünglich hatte er die direkte Forderung enthalten, Segensfeiern einzuführen. Der nun verabschiedete Text enthält lediglich die Empfehlung, dies zu tun.

Von den Bischöfen stimmten knapp 81 Prozent für den Text. In den kommenden drei Jahren soll eine Handreichung für Segensfeiern für verschiedene Paarkonstellationen erarbeitet werden. Seelsorgern, die eine solche Segensfeier durchführen, dürften keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Für alle interessierten Paare solle es zur Vorbereitung Gespräche mit Seelsorgenden und gegebenenfalls Seminare geben. Das Papier mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" betont, eine Weigerung, die Beziehung zweier Menschen zu segnen, "die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollen" sei unbarmherzig bis diskriminierend. Insbesondere weil sich dies "gnadentheologisch nicht überzeugend" begründen lasse.

2021 bezeichnete der Vatikan Homosexualität als Sünde

Die Ordensschwester Katharina Ganz betonte, der Text sei ein "wichtiges Signal in die Weltkirche". Der Vertreter der Katholiken anderer Muttersprache, Emeka Ani, sagte: "Katholiken aus der afrikanischen Kultur sind strikt gegen gleichgeschlechtliche Partnerschaften." Das Thema sollte auf Ebene der Weltsynode behandelt werden, wo er aber keine Mehrheit dafür sehe. Essens Bischof Franz-Josef Overbeck entgegnete: "Ich halte uns als Weltkirche für so interkulturell divers, dass wir an dieser Stelle sagen müssen, wir müssen es in unserem Land anders beantworten als anderswo."

Die römische Glaubenskongregation hatte in einem 2021 veröffentlichten Schreiben nochmals bekräftigt, die Kirche habe keine Vollmacht, gleichgeschlechtliche Beziehungen zu segnen. Denn zu diesen gehörten sexuelle Aktivitäten außerhalb der Ehe von Mann und Frau. Gott segne sündige Menschen, nicht aber die Sünde, so die Vatikanbehörde. Das war in Deutschland und anderen Ländern auf Kritik gestoßen. Im Handlungstext heißt es dazu, die Befragung im Rahmen der Bischofssynode habe gezeigt, "dass die diesem Dokument grundgelegte Sicht auf Homosexualität vielerorts als nicht ausreichend angesehen wird". Es brauche eine theologische Weiterentwicklung. Der deutsche Vorstoß solle deshalb in den weltweiten synodalen Prozess einfließen.

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