Katholische Kirche:Bischofskonferenz wählt erstmals Frau zur Generalsekretärin

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Der neuen Generalsekretärin der Bischofskonferenz sind die Anliegen der Frauen-Reformbewegung Maria 2.0 wichtig. "Das sind Frauen, die die Kirche tragen", sagt sie. (Foto: Schnelle/DBK)

Die 50 Jahre alte Theologin und Liturgiewissenschaftlerin Beate Gilles folgt auf Pater Hans Langendörfer, der nach 24 Jahren in den Ruhestand gegangen war.

Von Annette Zoch, München

"Letztes Jahr wurde die Frage gestellt, ob eine Frau dieses Amt übernehmen kann", sagt Beate Gilles trocken. "Jetzt wissen wir: Es geht." Zum ersten Mal in der Geschichte der Deutschen Bischofskonferenz wird eine Frau Generalsekretärin. Am Dienstag wählten die deutschen katholischen Bischöfe die 50-jährige promovierte Theologin und Liturgiewissenschaftlerin auf der digitalen Frühjahrsvollversammlung zur Nachfolgerin von Pater Hans Langendörfer, der nach 24 Jahren in den Ruhestand gegangen war.

Gilles arbeitete zuletzt im Bistum Limburg als Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie. Gerade die seien wichtig für die Zukunft der Kirche, ein Herzstück der Seelsorge, so Gilles: "Ich bringe einen guten Blick mit, für wen wir eigentlich da sind." Außerdem ist sie ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins In Via Deutschland, eines katholischen Verbands für Mädchensozialarbeit. Auf die Frage, ob sie sich als Feministin verstehe, sagte Gilles: "Ich bin eine selbstbewusste Frau und als diese schon lange in der Kirche unterwegs." Viele der Anliegen der Frauen-Reformbewegung Maria 2.0 seien auch ihr wichtig: "Das sind Frauen, die die Kirche tragen."

Bätzing sieht "kein Problem des Glaubens, sondern ein Problem der Kirche"

Auf die aus dem Bergischen Land stammende Gilles wartet kein einfacher Job. "Mit höchstem Respekt" schaue sie auf die Aufgaben der Zukunft, sagt Gilles. Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer tiefen Krise. Auf einem Studientag wollen sich die Bischöfe am Mittwoch mit den zahlreichen Kirchenaustritten beschäftigen. Man wolle Antworten suchen auf die Frage, was die Gründe seien für die Erosion kirchengebundener Religiosität, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Denn es gebe "kein Problem des Glaubens, sondern ein Problem der Kirche", so Bätzing. Auch die Krise im Erzbistum Köln wird dabei wohl zur Sprache kommen.

Bätzing sagte, er habe mehrfach mit dem Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki über den Umgang mit dem zurückgehaltenen ersten Missbrauchsgutachten gesprochen. "Ich glaube wirklich, dass sein Aufklärungswille deutlich und klar ist", sagte Bätzing. "Die Unruhe um das erste Gutachten finde ich allerdings genauso verständlich, und sie treibt auch mich um." Er habe Woelki auch gesagt, dass er das erste Gutachten auch jetzt schon veröffentlichen und die Debatte darüber öffentlich führen könne. "Aber der Kardinal hat seine Entscheidung für sein Erzbistum getroffen", sagte Bätzing. Die Mitbrüder können ihm nicht hineinregieren. Die Krise habe allerdings inzwischen Auswirkungen auch auf andere Bistümer, auch auf die evangelische Kirche, so Bätzing.

Der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic, der Botschafter des Papstes in Deutschland, rief die Bischöfe dagegen zur Geschlossenheit auf: Für die Kirche seien Konflikte "besonders schädlich", weil sie den Sinn für die Einheit zerstörten. Eterovic schloss seine Ansprache mit einem Zitat aus dem Brief des Apostels Paulus an die Epheser: "Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat."

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