Katholische Kirche:Gegen die Vertuscher

Ein Urteil als Signal: Erzbischof Wilson bekommt Hausarrest.

Von Matthias Drobinski

Zwölf Monate Haft, abzubüßen wohl im Hausarrest - noch nie ist ein so hoher Vertreter der katholischen Kirche so hart für die Vertuschung sexualisierter Gewalt gegen Kinder bestraft worden wie der australische Erzbischof Philip Wilson. Australien ist fern, doch das Urteil hat weltweite Bedeutung. Dort hat eine staatliche Kommission die Missbrauchstaten in allen Institutionen aufgearbeitet, dort sind die Strafen für einschlägige Delikte hart. Von Australien geht das Signal aus: Nicht nur die Täter müssen eine Strafe befürchten, sondern auch ihre Helfer.

Für Wilson, den Erzbischof von Adelaide, ist das Urteil hart. Als Erzbischof ist er früh und konsequent gegen Missbrauchstäter vorgegangen. Aber er hat einst einen Teenager überhört, der ihn um Hilfe bat, er hätte den Priester stoppen können, der sich da an Kinder heranmachte. Sein späteres richtiges Handeln kann dies nicht ungeschehen machen.

Derzeit lässt Wilson sein Amt ruhen; er sollte nun Papst Franziskus den Rücktritt anbieten. Es sollte der Papst keinen Bischof im Amt lassen, gegen den ein solches Urteil erging. Das sollte auch dann gelten, wenn in Australien der Prozess gegen den höchstrangigen Kirchenmann vorüber ist, der sich wegen sexualisierter Gewalt verantworten musste: für den Ex-Finanzchef des Papstes, Kardinal George Pell.

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