Katholische Kirche:Bischöfe streiten über den Zölibat

Die Amazonas-Synode empfiehlt in Ausnahmefällen die Priesterweihe Verheirateter, Kritiker sehen die wahre Lehre in Gefahr.

Von Oliver Meiler, Rom

In der katholischen Kirche sollen künftig auch verheiratete Männer zu Priestern geweiht werden dürfen - aber nur, wenn sie bereits Diakon sind, und nur in der Amazonasregion. Dies hat die Amazonas-Synode am Wochenende Papst Franziskus empfohlen. 181 Männer durften an der Abstimmung im Vatikan teilnehmen, die 30 Frauen, die bei der Synode dabei waren, hatten kein Stimmrecht. Nötig für die Empfehlung war eine Zweidrittelmehrheit. Es gab 41 Gegenstimmen, in einer weiteren Abstimmung - zur (vage gehaltenen) Aufwertung der Rolle der Frauen - stimmten 30 Teilnehmer mit Nein. Das gilt als Zeichen dafür, dass die vorsichtige Reformlinie eine Mehrheit der Bischöfe vereint.

Papst Franziskus beendete die dreiwöchige Synode am Sonntag mit einer Messe im Petersdom. Die Kirche widmete sich bei dem Treffen den Folgen der Brandrodungen im Regenwald, den Rechten der Urvölker und dem Priestermangel in der Region. Der Papst verurteilte das Überlegenheitsdenken derer, die der "Religion des Ich" frönten und das Leben armer, indigener Völker gering schätzten. Das führe zu Unterdrückung und Ausbeutung von Natur und Mensch. Dieses Denken sei auch verbreitet unter Katholiken, die sonntags in die Messe gehen. Die Lehren aus der Vergangenheit hielten die Menschheit auch nicht davon ab, die "Schöpfung zu plündern", sagte Franziskus.

Zum Abschluss ihrer Versammlung hatten die Synodenteilnehmer am Samstagabend ein Dokument vorgestellt, dass sich nicht nur mit der Priesterweihe Verheirateter befasst, sondern aus 120 Paragrafen in fünf Kapiteln besteht. Bindend ist das Papier nicht, eine Synode hat nur beratenden Charakter. Franziskus wird die Empfehlungen studieren und voraussichtlich im kommenden Jahr in einem Schreiben seine Schlussfolgerungen ziehen. Begleitet wurde das Treffen von einem Richtungsstreit zwischen dem eher progressiven und dem ultrakonservativen Lager innerhalb der katholischen Kirche. Die Bewahrer klagten, dass die regionale Versammlung dafür benutzt werde, vor allem in Pastoralfragen neue Regeln zu schaffen, die dann für die Kirche insgesamt gelten könnten. Sie sprachen von einem Angriff auf den Zölibat.

In ihrem Papier empfehlen die Synoden-Teilnehmer dem Papst jedoch lediglich, in jenen Gegenden des Amazonas, in denen der Priestermangel besonders ausgeprägt ist, in Ausnahmefällen auch verheiratete Diakone zur Priesterweihe zuzulassen. Außerdem schlagen sie vor, die Rolle der Frauen neu zu beurteilen, die in den Ländern am Amazonas im Gemeindeleben ohnehin bereits Führungspositionen haben. Sie hoffen dabei auf die Erkenntnisse einer Studienkommission, die der Papst vor drei Jahren eingesetzt hat. Diese geht der Frage nach, ob Frauen einst, in Zeiten der Urkirche, das Diakonat ausübten und ob sich ein Weiheamt auch in die Gegenwart übertragen ließe. In den Passagen zur Ökologie und in jenen zu den Rechten der Urvölker im Amazonas war die Zustimmung eindeutig.

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