Katholische Kirche:Bischöfe geißeln "Systemfehler"

Auf ihrer Frühjahrskonferenz fordern die katholischen Bischöfe in Deutschland eine Reform der weltweiten Wirtschafts- und Finanzordnung.

Matthias Drobinski, Hamburg

Angesichts der weltweiten Finanzkrise fordern die katholischen Bischöfe in Deutschland eine Reform der weltweiten Wirtschafts- und Finanzordnung. Dazu böten "die Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft eine Orientierung", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch.

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Die Frühjahrsversammlung der Bischöfe hatte sich einen halben Tag lang mit der Wirtschaftskrise beschäftigt. Zollitsch verteidigte den Einstieg des Staates bei mehreren Banken; auch seien die Konjunkturprogramme der Regierung in dieser Situation richtig.

Geld für Bildung

Falsch sei es jedoch, Unternehmen zu stützen, die nicht zu retten seien. Das Geld solle in Bildung, Infrastruktur und Energieeinsparung investiert werden.

Ein "neuer Protektionismus" könne so wenig die Antwort auf die Krise sein wie "ein Nachlassen im Kampf gegen Armut und Hunger sowie die Folgen des Klimawandels".

Die Krise werde auch Auswirkungen auf die Finanzen der Kirche haben, prophezeite Zollitsch: Die Kirchensteuereinnahmen würden in diesem Jahr "zwischen fünf und zehn Prozent" zurückgehen.

Der Sozialexperte der Bischofskonferenz, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, sagte, die Krise sei durch "Systemfehler" mitverursacht worden.

Die Deregulierung der Finanzmärkte sei gewollt gewesen, die einseitige Konzentration auf Spekulationsgewinne, die Interessen der Aktionäre und den kurzfristigen Erfolg von Unternehmen hätten das Risiko des Zusammenbruchs erhöht.

"Wegen dieser Krise werden Menschen verhungern, das muss uns als Kirche aufregen", sagte Marx. Auch er nannte die soziale Marktwirtschaft als Vorbild für eine Neuordnung der Weltwirtschaft. Er hoffe, dass die G-20-Konferenz der Industriestaaten und Schwellenländer nun Instrumente in dieser Richtung entwickle.

Auch am Mittwoch berieten die Bischöfe, wie sie auf die Kirchenkrise reagieren sollen, die Papst Benedikt XVI. mit der Rücknahme der Exkommunikation von vier Bischöfen der traditionalistischen Priesterbruderschaft Pius X. ausgelöst hatte.

Offenbar wollen sie einen Brief an die Gläubigen veröffentlichen, sind sich aber uneins, wie deutlich sie Fehleinschätzungen und Pannen im Vatikan ansprechen sollen.

Während mehrere Bischöfe forderten, ein solcher Brief müsse auch Fehler benennen, sagte der Augsburger Bischof Walter Mixa am Rande der Beratungen, "der Papst als Brückenbauer" könne von den Bischöfen nicht kritisiert werden.

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