Katholische Kirche:Aufbruch und Starre

Viele Gläubige werden von der Synode enttäuscht sein.

Von Matthias Drobinski

Ältere, zölibatär lebende Männer haben in Rom über die Jugend beraten. Sieht man das Ergebnis, kann man nur sagen: Es hätte schlimmer kommen können. Die Bischöfe und Papst Franziskus haben den 30 jungen Leuten ernsthaft zugehört, die sie als Berater geladen hatten. Sie haben vieles benannt, was weltweit junge Menschen umtreibt: Gewalt, Ungerechtigkeit, Flucht, der digitale Wandel. Sie haben sogar das Wort Kirchenreform in den Mund genommen.

Nur wird das nicht genügen, um das Vertrauen zurückzubringen, das verloren gegangen ist. Der Abschlusstext der Bischofssynode ist das Dokument einer Kirche zwischen Aufbruch und Starre: Wo es konkret werden müsste, bleibt er vage, und selbst der banale Satz, dass man Homosexuelle nicht diskriminieren soll, fand viele Gegenstimmen. Der Aufbruch hat sich nur in der Rhetorik durchgesetzt. Weltweit aber fordern Frauen ihren Anteil an der kirchlichen Leitungsgewalt, weltweit verletzt die Ablehnung gelebter Homosexualität die Menschen, schreit der Missbrauchsskandal nach dem Ende klerikaler Selbstherrlichkeit.

Die deutschen Bischöfe allerdings könnten die Starre durchbrechen: Die Synode hat die Eigenständigkeit der Ortskirchen gestärkt. Sie müssen nicht mehr auf Rom warten. Ein echter Fortschritt.

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