Katholische Kirche:Auf Augenhöhe

Die Laienkatholiken wollen den "Synodalen Weg" zur Bewältigung der Kirchenkrise mitgehen. Aber nicht als Hinterbänkler. Und Zweifel am Reformwillen bleiben.

Von Matthias Drobinski

Sie wollen mitgehen - auch wenn Zweifel bleiben. Die Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) beschloss mit großer Mehrheit am Freitag in Bad Godesberg, dass die Laienkatholiken sich am "Synodalen Weg" beteiligen, zu dem die Bischöfe sie eingeladen haben. Dort soll offen über Macht, die zölibatäre Lebensform der Priester, über Sexualmoral und einen möglichen Zugang von Frauen zu Weiheämtern geredet werden. Bischöfe und Laienvertreter hoffen, die Krise überwinden zu können, in der die katholische Kirche steckt, seit das Ausmaß der sexuellen Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Kirche offenbar geworden ist.

Die Rede, mit der die ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel die Delegierten um Zustimmung bat, zeigte aber, dass im ZdK noch längst nicht die Skepsis überwunden ist, ob dieser Weg tatsächlich zu echten Reformen führt. So sieht die Satzung des Prozesses vor, dass Beschlüsse nur gefasst werden können, wenn ihnen zwei Drittel der vertretenen Bischöfe zustimmen. Und jeder Bischof kann selber entscheiden, was er von den Ergebnissen umsetzt. Man müsse sich an das Kirchenrecht halten, sagte Lücking-Michel. Aber man habe das Frauenthema durchgesetzt und erreicht, "dass die Bischofskonferenz das ZdK als Partner auf Augenhöhe anerkennt". Und man werde "alles tun, um zu verbindlichen Beschlüssen und Voten in der Synodalversammlung zu kommen."

Kirchensteuermittel für Missbrauchsopfer? Da droht ein neuer Austrittsgrund

Die Einigkeit zwischen ZdK und Bischofskonferenz könnte allerdings bei der Frage enden, wie die angestrebte Entschädigung für Betroffene des sexuellen Missbrauchs finanziert werden soll. Der Beauftragte der Bischofskonferenz für Missbrauchsfragen, der Trierer Bischof Stefan Ackermann, hatte angekündigt, für die Zahlungen auch Kirchensteuermittel zu verwenden. Dem erteilte Lücking-Michel eine klare Absage. Man sei mit den Betroffenen solidarisch - "und nicht jenen Verantwortlichen und Institutionen, die nun nach Auswegen angesichts finanzieller Forderungen schen". Das Kirchenvolk solle für die Straftaten von Klerikern gerade stehen, "obwohl wir als Gläubige gegenüber der Kirchenleitung praktisch keine politische und rechtliche Handhabe besitzen, um Machtmissbrauch zu verhindern", sagte Lücking-Michel. Sie würde sich nicht wundern, wenn "bei dieser Umsetzung der Entschädigungsoption die nächste schwere Akzeptanzkrise der Kirchensteuer im Kirchenvolk mit der Konsequenz vieler Kirchenaustritte ausbräche".

Das ZdK verabschiedete in Bad Godesberg seinen langjährigen Generalsekretär Stefan Vesper in den Ruhestand. Der Bischofskonferenzvorsitzende und Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte ihn als "fest im Glauben, beharrlich in der Sache und überzeugt vom Auftrag der Laien in der Kirche".

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