Katholische Kirche:Alle Wege führen nach Rom

Nach Kritik aus dem Vatikan am "Synodalen Weg" spricht die Vorbereitungsgruppe von Missverständnissen. Kardinal Marx will beim Papst für den Reformdialog werben.

Von Matthias Drobinski

Kardinal Reinhard Marx 2017 10 10 Berlin Deutschland Kardinal Reinhard Marx Vorsitzender der k

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hofft, bei Papst Franziskus Gehör zu finden.

(Foto: Jürgen Heinrich/imago)

Die Atmosphäre beim Vorbereitungstreffen am Wochenende im Fuldaer Hotel Maritim sei ausgesprochen freundlich und offen gewesen, heißt es. Die Attacke von außen lässt ja oft die Spannungen und Meinungsverschiedenheiten der Attackierten unwichtig erscheinen, und so war es auch bei den mehr als 40 Vertreterinnen und Vertretern der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), die in Fulda über den "Synodalen Weg" berieten, mit dem die katholische Kirche die durch den Missbrauchsskandal verlorene Glaubwürdigkeit zurückgewinnen will.

Vergangene Woche hatte der Präfekt der Bischofskongregation in Rom, Kardinal Marc Ouellet, in einem Brief samt angehängtem kirchenrechtlichen Gutachten den geplanten Gesprächsprozess scharf angegriffen: Die Debatte über die Weihe für Frauen und den Zölibat, die Sexualmoral und kirchlichen Machtstrukturen beträfen überwiegend die gesamte Kirche, die Deutschen dürften hier keine eigenen Beschlüsse fassen, überhaupt sei der "Synodale Prozess" eine verkappte Synode, die vom Papst genehmigt werden müsse. Man dürfe sich durch diese Kritik nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen, war man sich in Fulda einig, aber auch darin, den Konflikt nicht auf die Spitze treiben zu wollen.

Die Vorbereitungsgruppe formulierte entsprechend einen freundlichen Brief an Papst Franziskus: "Wir sind entschlossen, den Synodalen Weg als einen geistlichen Prozess zu gestalten", heißt es da, und selbstverständlich sei man mit dem Papst verbunden, "weil wir sowohl die Einheit der ganzen Kirche als auch die Situation vor Ort im Blick haben und weil uns die Beteiligung des ganzen Volkes Gottes ein großes Anliegen ist."

Die Vorbereitungsgruppe sieht sich zu Unrecht kritisiert

Die Kritik aus Rom beruht auf Missverständnissen, Papst und Kurie wurden von den Gegnern des Prozesses falsch informiert, nun gilt es, die Missverständnisse auszuräumen - so lässt sich die Strategie von Bischofskonferenz und ZdK zusammenfassen. Der Münchner Kardinal und Bischofskonferenzvorsitzende Reinhard Marx wird noch diese Woche nach Rom fliegen und dort für seine Position werben und den Brief des Vorbereitungsteams persönlich Papst Franziskus überbringen. In einem Brief, aus dem zuerst die Frankfurter Allgemeine Zeitung zitierte, schreibt Marx, er hoffe, dass "Ergebnisse einer Meinungsbildung in unserem Land auch für die Weltkirche und für andere Bischofskonferenzen im Einzelfall hilfreich sind". Der Münchner Kardinal verwahrt sich gegen den Vorwurf, die Deutschen wollten am Papst vorbei eine Synode abhalten, ohne sie so zu nennen - man spreche bewusst vom "Synodalen Weg" und nicht von einer Synode, deshalb sei auch kein Bischof kirchenrechtlich an die Beschlüsse der Versammlung gebunden. Und betreffe ein Beschluss ein Thema der gesamten Weltkirche, würde selbstverständlich der Papst informiert.

Die Hoffnung, auf diese Weise das Ohr des Papstes zu gewinnen, ist unverkennbar - allerdings scheinen, nimmt man den Brief des Kardinals Ouellet zum Maßstab, die Kritiker des Prozesses derzeit näher am päpstlichen Gehör zu sitzen oder zumindest lauter zu reden. Zwei von ihnen, der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, veröffentlichten am Wochenende auf der Homepage des Bistums Regensburg ihren Entwurf für einen "Synodalen Weg". Der Entwurf, den Voderholzer und Woelki im August ihren Bischofskollegen vorlegten, sah einen "Primat der Evangelisierung" vor, die Arbeitsgruppen sollten sich unter anderem der Ehe- und Familienpastoral widmen, der Glaubensunterweisung von Jugendlichen und der Gewinnung von Priesternachwuchs. Die Vorlage hätte zudem die Bedenken berücksichtigt, die Kardinal Ouellet geäußert hätte, erklärte Voderholzer. Im August sei er allerdings mit 21 zu drei Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt worden. Stimmen die Vollversammlungen der Bischofskonferenz Ende September und des ZdK im November zu, kann der "Synodale Weg" am 1. Dezember, dem ersten Adventssonntag, starten; die erste Plenarversammlung soll am 30. Januar und 1. Februar im Frankfurter Dom stattfinden. Außer es kommt das ganz große päpstliche Nein aus Rom.

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