Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Bätzing kritisiert Reform-Bremser

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Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz verteidigt das Reformprojekt Synodaler Weg. Eine Mehrheit wolle eine Öffnung der Kirche. Den Bischöfen stehen in den kommenden Tagen spannungsreiche Debatten bevor.

In der Debatte um eine Öffnung der katholischen Kirche hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, konservative Bremser im Vatikan kritisiert. Wenn Traditionalisten den Reformern in Deutschland vorwerfen würden, nur einem liberalen Zeitgeist hinterherzulaufen, dann frage er sich auch angesichts des Rechtsrucks bei der Parlamentswahl in Italien, ob dies wirklich noch der Zeitgeist sei. "Ist das überhaupt noch Liberalität, Diversität, Pluralität, der wir uns annähern müssen als Kirche, oder sind es nicht genau andere Zeichen, die heute für einen Zeitgeist stehen, dem wir gewaltig wehren müssen?", so Bätzing am Montag in Fulda.

Den deutschen Bischöfen steht in den kommenden vier Tagen in Fulda eine spannungsreiche Herbstversammlung bevor. Anfang September hatte beim Reformprojekt "Synodaler Weg" eine Sperrminorität konservativer Bischöfe ein Grundsatzpapier zur Erneuerung der katholischen Sexualmoral gekippt. Danach stand die komplette Reformdebatte vor dem Aus. Bätzing konnte ein Scheitern abwenden - und doch haben sich die reformorientierte Mehrheit und die konservative Minderheit wechselseitig stark beschädigt. Auf beiden Seiten stellt sich nun die Frage, wie die Bischöfe jetzt und künftig miteinander umgehen wollen und welches Konfliktverhalten und welche Gesprächskultur zwischen ihnen sinnvoll und möglich sind. Bätzing sagte, die Mehrheit der deutschen Bischöfe wolle Reformen, nur eine Minderheit blockiere.

Bätzing reklamierte Unterstützung von Papst Franziskus für den Synodalen Weg. "Der Papst selber ist doch ein großer Reformer, insofern ist es keine gute Wahrnehmung zu sagen, er ist ein Gegner des Synodalen Weges", sagte er in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Kritisch äußerte sich der Konferenzvorsitzende auch zu der von Reformgegnern häufig bemühten Warnung vor einer Kirchenspaltung: "Es gibt dieses Auseinanderfallen ja, denn viele Menschen kehren der Kirche den Rücken." Ihm sei es ein großes Anliegen, die Austrittsbewegung aufzuhalten und zu hören, was diesen Menschen wichtig sei. Dies liege in der Verantwortung jedes einzelnen Bischofs.

Forderung nach neuer Missbrauchsstudie

Neben dem Synodalen Weg wird auch die Missbrauchsaufarbeitung ein wichtiges Thema bei der Vollversammlung. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann will das Amt nach zwölf Jahren abgeben, zuvor will er am Mittwoch Bilanz ziehen. Wer sein Nachfolger wird, ist noch unklar. Unter Ackermann wurden Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch und eine Rahmenordnung zur Vorbeugung von sexualisierter Gewalt verabschiedet. Wegen seines Agierens im eigenen Bistum sieht er sich jedoch auch mit Kritik und Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Die SPD im Bundestag fordert unterdessen eine neue einheitliche Missbrauchsstudie der katholischen Kirche in Deutschland. Den bisherigen Weg, dass jedes Bistum seine eigene Studie veröffentliche, halte er für "verrückt", sagte der religionspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Lars Castellucci, dem WDR. Die Politik sei zu nachlässig gewesen mit den Kirchen und habe ihnen zu sehr vertraut.

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