Diplomatie:Katar und Golfnachbarn nähern sich an

Diplomatie: Will die Gasproduktion steigern: Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der hier auf einem Hochhaus abgebildet ist.

Will die Gasproduktion steigern: Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani, der hier auf einem Hochhaus abgebildet ist.

(Foto: Kamran Jebreili/dpa)

Nach jahrelanger Blockade kündigt Saudi-Arabien an, die Grenze zu öffnen. Andere könnten nachziehen. Ein einflussreicher Scheich ist aber wohl gegen die Aussöhnung.

Mehr als drei Jahre nach dem Beginn einer Blockade gegen Katar durch Saudi-Arabien und seine Verbündeten nähern sich die Konfliktparteien an. Kuwaits Außenminister Ahmed Nassir al-Mohammed al-Sabah erklärte einem Bericht der Staatsagentur Kuna zufolge, dass die Länder sich auf eine Öffnung ihres Grenzverkehrs geeinigt hätten. Bislang hat nur Saudi-Arabien die Grenzöffnung angekündigt. Die Verbündeten könnten allerdings bald nachziehen. Davon gehen Offizielle aus dem Weißen Haus nach Informationen des Wall Street Journal aus.

Der Schritt erfolgte einen Tag vor dem Jahrestreffen des Golf-Kooperationsrats am Dienstag in Riad. Der Konflikt und dessen angekündigtes Ende dürften bei dem Treffen das beherrschende Thema werden.

Der saudische Außenminister Faisal bin Farhan hatte Anfang Dezember bereits verkündet, es habe bei der Suche nach einer Lösung der Krise einen "bedeutenden Fortschritt" gegeben. "Wir hoffen, dass dieser Fortschritt zu einem abschließenden Abkommen führen kann, das in Reichweite scheint."

Aus katarischen Quellen hieß es, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan, Kronprinz Abu Dhabis und faktischer Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), sei gegen die Aussöhnung. Der saudi-nahe Nachrichtensender Al-Arabija berichtete, der Emir von Kuwait, Scheich Nawaf al-Ahmed al-Dschaber Al-Sabah, habe die Einigung mit Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman und dem katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani am Telefon besprochen.

Saudi-Arabien, Bahrain und die Emirate hatten am 5. Juni 2017 die Grenzen zu dem auf einer Halbinsel liegenden Land geschlossen und eine vollständige Blockade verhängt. Sämtliche diplomatischen sowie Handelsbeziehungen und Transportwege wurden gekappt, Landsleute und Investitionen abgezogen. Ägypten schloss sich der Blockade an. Beobachter sahen auch einen Versuch Saudi-Arabiens, seine Dominanz in der Region auszubauen.

Die Nachbarn werfen Katar Terrorunterstützung vor

Vor allem Riad und Abu Dhabi war und ist ein Dorn im Auge, dass Katar islamistische Organisationen wie die Muslimbrüder fördert. Die Staaten hatten dem Emirat unter anderem Terrorunterstützung und zu enge Beziehungen zum schiitischen Iran vorgeworfen. Sie hatten gefordert, dass Doha seine Beziehungen zu Teheran beendet und auch den populären Nachrichtensender Al-Jazeera schließt, der Muslimbrüdern und anderen Islamisten nach Ansicht von Kritikern zu viel Raum bietet. Katar hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Blockade hatte in Katar zunächst zu einem Engpass bei Importwaren geführt. Finanzielle Ausfälle konnte das Emirat aber aus seinem milliardenschweren Staatsfonds ausgleichen. Auch sonst hielt Doha dem Druck dank seiner großen wirtschaftlichen Ressourcen und politischer Allianzen jenseits der Golfregion stand. Diplomatische Bemühungen für eine Lösung der Krise, darunter auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), blieben ohne Erfolg. In Katar sind auch zahlreiche deutsche Unternehmen vertreten.

Katar ist Gastgeber der Fußball-WM 2022 und gerechnet nach dem Pro-Kopf-Einkommen eines der reichsten Länder der Welt. Das Land ist der weltweit größte Exporteur von Flüssiggas und will die Produktion auch noch deutlich steigern. Zugleich steht Katar wegen der Lage der Menschenrechte, insbesondere beim Umgang mit Arbeitsmigranten, in der Kritik. Zwei der rund 2,4 Millionen Einwohner sind nach Angaben von Amnesty International Arbeitsmigranten, die vor allem aus armen Ländern wie Bangladesch, Nepal oder Indien kommen.

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