Nach der Festnahme des früheren katalanischen Regionalpräsidenten Carles Puigdemont an der Autobahn 7 in Schleswig-Holstein hat die dortige Generalstaatsanwaltschaft den Fall übernommen. "Herr Puigdemont befindet sich derzeit in polizeilichem Gewahrsam", sagte Vize-Generalstaatsanwalt Ralph Döpper. Derzeit prüfe die Behörde, wie lange Puigdemont auf Basis des europäischen Haftbefehls in Gewahrsam bleiben könne.
Am Sonntagnachmittag wurde der 55-Jährige laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur mit einem Kleintransporter in die Justizvollzugsanstalt Neumünster gebracht. Die Entscheidung darüber, ob der Separatistenführer in Auslieferungshaft genommen werde, falle "mit einiger Wahrscheinlichkeit erst am morgigen Tag", sagte Staatsanwalt Döpper. Diese treffe das zuständige Amtsgericht. "Wir stehen ganz am Anfang der Prüfung."
Puigdemont lebt seit Monaten wegen des Konflikts um die katalanische Unabhängigkeit im Exil in Belgien. Er war am Sonntagvormittag mit dem Auto auf dem Weg von Dänemark nach Hamburg, von wo aus er nach Belgien zurückkehren wollte. Er kam aus Finnland. Dort war er am Donnerstag zu Gesprächen ins Parlament eingeladen und hatte am Freitag einen Vortrag an der Universität Helsinki gehalten.
Der Oberste Gerichtshof Spaniens hatte am Freitag Strafverfahren gegen Puigdemont und zwölf weitere Regionalpolitiker eröffnet. Gegen sieben ins Ausland ausgewichene Separatisten, darunter Puigdemont, wurden neue Haftbefehle erlassen. Gegen sie wird im Zuge des verbotenen Unabhängigkeitsreferendums vom Oktober unter anderem wegen Rebellion ermittelt. Ihnen drohen lange Haftstrafen.
Die spanische Justiz wirft Puigdemont und den anderen Politikern Rebellion, Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Mittel vor. Nach dem Unabhängigkeitsreferendum hatte Spanien schon einmal einen europäischen Haftbefehl gegen Puigdemont beantragt. Noch während in Belgien Anhörungen liefen, zog das Oberste Gericht in Spanien diesen aber Anfang Dezember überraschend zurück.