Kaschmir:Modis Verantwortung

Indiens Premier darf die Autonomie der Region nicht antasten.

Von Stefan Kornelius

Premierminister Narendra Modi hat sich Zeit gelassen, ehe er die Bevölkerung über seine Gründe für den Verfassungsstreich in Jammu und Kaschmir in Kenntnis setzte. Was auch immer er vorzubringen hatte - es wird in der Region nicht gehört, denn keine noch so gute Begründung kann den Kaschmirern die Furcht davor nehmen, dass der Verlust ihres Sonderstatus früher oder später in Krieg, Vertreibung oder Willkürherrschaft mündet.

Modi versuchte, die Furcht mit Verheißungen über eine blühende Zukunft zu nehmen. Er versprach Neuwahlen und sogar die Rückgabe eines Sonderstatus, freilich nicht für den Landesteil Ladakh - es ist die Aufteilung des Bundesstaates, die Sorge auslösen muss. Nein, hier sprach der Hindu-Nationalist Modi, nicht der Regierungschef eines komplizierten Staatengebildes. Noch jede indische Regierung wusste um die Gefahr einer Statusveränderung auch für den Frieden mit Pakistan. Modi schickt Truppen und fabuliert vom Aufschwung. Die Mehrheit in Kaschmir wird ihm kein Wort glauben. Modi muss den Autonomiestatus wiederherstellen, wenn er die Explosionsgefahr bannen will. In Kaschmir leben die Menschen in Angst vor Krieg und Gewalt. Noch ein falsches Wort, und einer der gefährlichsten Konfliktherde der Welt brennt lichterloh.

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