Karsai-Nachfolge:Afghanen entscheiden in Stichwahl über Präsident

Presidential election aftermath

Favorit Abdullah Abdullah im Wahlkampf

(Foto: dpa)

Deutlicher Vorsprung, doch keine absolute Mehrheit: Der frühere Außenminister Abdullah gewinnt die erste Runde der Präsidentenwahl in Afghanistan. Über die Nachfolge von Hamid Karsai muss dennoch in einer Stichwahl entschieden werden.

Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan hat Spitzenreiter Abdullah Abdullah die absolute Mehrheit verfehlt. Nach dem von der Wahlkommission (IEC) in Kabul vorgelegten Endergebnis kam Abdullah auf 45 Prozent der Stimmen. Er muss damit in einer Stichwahl gegen den Zweitplatzierten Aschraf Ghani antreten. Der frühere Finanzminister gewann 31,6 Prozent der Stimmen.

Auf den ehemaligen Außenminister Salmai Rassul, der als Favorit des scheidenden Präsidenten Hamid Karsai galt, entfielen 11,4 Prozent. Rassul unterstützt inzwischen Abdullah. Der scheidende Präsident Hamid Karsai durfte nach den Vorgaben der Verfassung nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren.

IEC-Chef Jusuf Nuristani sagte, die Stichwahl sei erst für den 14. Juni geplant. Die Wahlkommission könne die gesetzlich vorgegebene Frist nicht einhalten, die maximal zwei Wochen zwischen Endergebnis und Stichwahl vorsieht. Die Zeit reiche für die Vorbereitung der Wahl nicht aus. Ein vorläufiges Ergebnis der Stichwahl will die Wahlkommission nach dem neuen Zeitplan am 2. Juli verkünden, ein Endergebnis soll am 22. Juli folgen.

Höhere Wahlbeteiligung

Nach Eingaben wegen Betrugs und Unregelmäßigkeiten erklärte die Wahlbeschwerdekommission (ECC) insgesamt etwa 390 000 Stimmen für ungültig. Das ist deutlich weniger als bei der Präsidentenwahl 2009, bei der 1,3 Millionen Stimmen für ungültig erklärt wurden.

Bei der Wahl am 5. April waren bei gut zwölf Millionen Wahlberechtigten sieben Millionen Stimmen abgegeben worden - etwa 50 Prozent mehr als bei der Präsidentenwahl 2009. Den Taliban ist es damit nicht gelungen, die Wahl in einem Ausmaß zu stören, dass deren Legitimität beschädigt worden wäre. Diese hatten damit gedroht, die Abstimmung mit Gewalt zu verhindern.

Nuristani rief die Afghanen auf, sich auch an der Stichwahl zu beteiligen. Er bitte "das tapfere und patriotische Volk in Afghanistan", wie bei der ersten Runde der Abstimmung millionenfach wählen zu gehen.

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