Ermittlungen zu Terrorgruppe NSU:GSG 9 nimmt weiteren verdächtigen Neonazi fest

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Ein weiterer mutmaßlicher Helfer der rechtsextremen Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" ist in Brandenburg festgenommen worden. Der Tatverdächtige soll die DVD mit dem Bekennervideo produziert haben und der Terrorgruppe Bahncards zur Verfügung gestellt haben.

Beamte der GSG 9 haben am Morgen im Landkreis Potsdam-Mittelmark einen weiteren mutmaßlichen Neonazi-Terroristen festgenommen. Das teilte die Bundesanwaltschaft mit. Derzeit durchsuchten Beamte der Polizei und des Bundeskriminalamts die Wohnung des 32-jährigen André E. in Zwickau sowie drei weitere Wohnungen in Dresden und Jena.

Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, in zwei Fällen die Gruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) unterstützt zu haben, hieß es weiter. Zudem bestehe gegen ihn der dringende Verdacht der Volksverhetzung und der Beihilfe zur Billigung von Straftaten.

Die Ermittlungen hätten dem Generalbundesanwalt zufolge ergeben, dass André E. seit 2003 in engem Kontakt mit den Mitgliedern der NSU stand. Er soll im Jahr 2007 den "menschenverachtenden Propagandafilm" hergestellt haben, mit dem sich die terroristische Vereinigung zu den Morden an den neun Kleinunternehmern und zum Mordanschlag auf die beiden Heilbronner Polizisten bekannt hat.

Auf dem Film finden sich zudem Ausschnitte aus der Berichterstattung über die beiden Sprengstoffanschläge in Köln, "die auf eine Urheberschaft des NSU schließen lassen". Im Mai 2009 soll der Beschuldigte den mutmaßlichen NSU-Mitgliedern Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe ermöglicht haben, Bahncards zu nutzen, die auf den Verdächtigen und dessen Frau ausgestellt waren. Diese haben die Ermittler in den Trümmern der Zwickauer Wohnung der Terrorgruppe entdeckt.

Der 32-jährige betreibt in Zwickau eine Videofirma sowie einen Versandhandel. Er wird der rechtsextremen Szene in Sachsen um die Gruppe "Brigade Ost" zugeordnet. E. soll noch im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Der Festgenommene soll der Zwillingsbruder des bekannten Neonazis Maik E. sein. Dieser soll das Gehöft im Kreis Potsdam-Mittelmark bewohnen, wo die Spezialkräfte Andre E. festnahmen. Dem Verfassungsschutz zufolge soll er Stützpunktleiter der Jungen Nationaldemokraten in Potsdam gewesen sein, der offiziellen Jugendorganisation der rechtsextremen NPD.

Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe waren 1998 abgetaucht und sollen Ermittlern zufolge die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" gegründet haben. Jahrelang blieb die Zelle unentdeckt. Die rechtsextreme Gruppierung soll für bundesweit neun Morde mit fremdenfeindlichem Hintergrund, einen Polizistenmord, einen Nagelbombenanschlag in Köln und mehrere Banküberfälle verantwortlich sein.

Derzeit versucht die Bundesanwaltschaft vor allem, den Kreis etwaiger Unterstützer zu ermitteln. In den vergangenen Tagen hieß es, es seien weitere konkrete Personen im Blick. Berichten zufolge sollen dem Trio bis zu 20 Personen geholfen haben. Im Mittelpunkt soll dabei die "Kameradschaft Jena" gestanden haben, der die Mitglieder der mutmaßlichen Terrortruppe sowie Holger G. angehörten.

Auch G. sitzt als mutmaßlicher Unterstützer des Trios in Haft. Er bestreitet jede aktive Beteiligung an rechtsradikaler Gewalt. Von den der Zwickauer Zelle angelasteten Taten habe der 37-Jährige nichts gewusst, sagte sein Anwalt Stefan Hachmeister der Nachrichtenagentur dpa.

Zschäpe ist derzeit in Köln inhaftiert. Sie schweigt weiter zu den Tatvorwürfen.

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