Der seit gut fünf Monaten amtierende österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer ist jetzt auch Parteichef der konservativen ÖVP. Auf einem außerordentlichen Bundesparteitag stimmten am Samstag 100 Prozent der Delegierten für ihn. Er war allerdings auch der einzige Kandidat. Der 49-Jährige nahm die Wahl an.
Die ÖVP ist seit einiger Zeit in einer politisch schwierigen Lage. Gegen diverse ÖVP-Spitzenpolitiker laufen Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts, die Umfragewerte der Partei sind stark gefallen. Wenige Tage vor dem Parteitreffen musste Nehammer nach dem Rücktritt von zwei Ministerinnen das Kabinett umbilden.
Er wolle der Partei eine "Mut-Injektion" verpassen, hieß es zuletzt aus Nehammers Umfeld. "Es geht auch darum, dass wir das Vertrauen zurück erarbeiten, das ein Stück weit verloren gegangen ist", sagte der Kanzler der Kleinen Zeitung vom Freitag. Unter den mehr als 1000 Gästen des Parteitags in Graz waren etwa 600 Delegierte stimmberechtigt.
Nehammers Vorgänger Sebastian Kurz arbeitet inzwischen für den US-Investor und Milliardär Peter Thiel
Die ÖVP regiert seit Anfang 2020 in einem Bündnis mit den Grünen. Die Koalition gilt als stabil. Sein Vorgänger Sebastian Kurz war im Oktober 2021 als Bundeskanzler zurückgetreten. Gegen ihn war wegen Korruptionsverdachts ermittelt worden. Er hat sich aus der Politik zurückgezogen und arbeitet inzwischen für den US-Investor und Milliardär Peter Thiel, der dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nahesteht.
Nehammer war auch international zuletzt wegen seines überraschenden Besuchs bei Russlands Präsident Wladimir Putin in den Schlagzeilen. Das Treffen verlief ohne konkretes Ergebnis.