Süddeutsche Zeitung

Karibik:Stichwahl in Haiti nach schweren Ausschreitungen abgesagt

Das Krisenland Haiti hat nach Protesten und Boykottdrohungen die Präsidenten-Stichwahl zum zweiten Mal innerhalb eines Monats abgesagt. Der Provisorische Wahlrat CEP verschob die für diesen Sonntag geplante Abstimmung auf unbestimmte Zeit.

Die Behörden verwiesen lokalen Medienberichten zufolge auf die kritische Lage: Seit Monaten wird die Wahl in dem Karibikstaat von Betrugsvorwürfen überschattet. Immer wieder brechen heftigen Proteste los. Bei Unruhen in den vergangenen Tagen kam laut Medienberichten ein Mensch ums Leben.

Hintergrund: Oppositionsparteien gehen von Betrug aus

Die Opposition wirft den Wahlbehörden Manipulation zugunsten des Regierungskandidaten Jovenel Moïse beim ersten Wahldurchgang Ende Oktober vor und weigert sich, das Ergebnis anzuerkennen. Unabhängige Beobachter haben die Anschuldigungen bestätigt. Die Stichwahl war wegen der Boykottdrohungen Ende Dezember schon einmal verschoben worden.

Am Donnerstag hatte Staatschef Michel Martelly noch versichert, dass die Abstimmung diesmal stattfinden werde. Das Land habe bereits Millionen für die Wahl ausgegeben, sagte er in einem Radiointerview. Wann die Stichwahl nun nachgeholt werden kann, ist unklar. Martelly scheidet offiziell Anfang Februar nach fünf Jahren aus dem Amt.

Haiti, Armenhaus Lateinamerikas

Das im Westteil der Karibikinsel Hispaniola gelegene Haiti gilt als ärmstes Land Lateinamerikas. Ein verheerendes Erdbeben im Januar 2010 verschlimmerte die Lage. Etwa 230 000 Menschen kamen damals ums Leben, 1,5 Millionen wurden obdachlos. 40 Prozent des Staatshaushalts werden aus dem Ausland finanziert. Trotz der Hilfe liegt die Wirtschaft des Landes seit Jahren am Boden.

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