Erzbistum Köln:Kardinal Woelkis Rückkehr stößt auf Skepsis

Erzbistum Köln: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Juni 2021.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Juni 2021.

(Foto: Christoph Hardt/Imago)

An Aschermittwoch will der Kardinal seine Auszeit beenden und gleich eine Messe feiern. Doch alle Gremien im Erzbistum Köln haben sich dagegen ausgesprochen.

Die Führungsspitze des Erzbistums Köln blickt mehrheitlich skeptisch auf eine Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki. Das engste Beratergremium des Erzbischofs habe sich fast einstimmig dagegen ausgesprochen, berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger am Donnerstag unter Berufung auf Bistumskreise. Der sogenannte Erzbischöfliche Rat habe sich in einer Sondersitzung am Mittwochabend ausführlich mit der in etwa zwei Wochen endenden Auszeit des Erzbischofs befasst, erfuhr auch die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus Kirchenkreisen.

In dem rund 20 Mitglieder umfassenden Gremium habe es zwar keine förmliche Abstimmung gegeben, hieß es, das Stimmungsbild sei jedoch überwiegend skeptisch gewesen. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmenden habe ihre Sorge über fehlendes Vertrauen in Woelki und mangelhafte Kommunikation geäußert. Einzelne Stimmen hätten für einen gemäßigten und offenen Umgang mit dem Erzbischof plädiert.

Woelki befindet sich derzeit noch in einer fünfmonatigen Auszeit, will aber am 2. März - also an Aschermittwoch - in sein Amt zurückkehren. Sein Verhältnis zu den wichtigsten Gremien des Erzbistums gilt seit längerem als zerrüttet. Zum Erzbischöflichen Rat gehören der derzeitige Verwalter des Erzbistums, Rolf Steinhäuser, die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp, der allerdings wegen einer Auslandsreise nicht an der Sitzung teilnahm, sowie Generalvikar Markus Hofmann, dazu weitere hohe Kirchenfunktionäre wie der oberste Kirchenrichter, die Leiter von Priesterseminar und Diözesancaritasverband sowie die Hauptabteilungsleiter in der Bistumsverwaltung.

Wie aus Bistumskreisen verlautete, sieht auch das Domkapitel der Rückkehr Woelkis mit Skepsis entgegen. Des Weiteren hätten die Stadt- und Kreisdechanten einen Warnbrief an den Vatikan unterschrieben. Die Dechanten sind die Regionalchefs des Bistums. Im Diözesanpastoralrat hatte es vor einigen Wochen eine geheime Abstimmung über Woelki gegeben. Mehrere hochrangige Teilnehmer schätzen, dass sich dabei 70 bis 80 Prozent gegen eine Rückkehr Woelkis ausgesprochen haben. Der Diözesanrat, die Vertretung der Laien, hatte sich öffentlich kritisch geäußert.

Woelki hatte 2020 eine Vertrauenskrise ausgelöst, als er sich entschied, ein Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe dafür an und gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag. Im vergangenen Jahr entsandte Papst Franziskus zwei Bevollmächtigte nach Köln, die einen vertraulichen Bericht über die Lage im Erzbistum erstellten. Auf dieser Grundlage entschied Franziskus, dass Woelki im Amt bleiben könne, obwohl er "große Fehler" gemacht habe. Allerdings ging Woelki in eine fünfmonatige Auszeit, die er unter anderem in den Niederlanden verbrachte. Bis zum Ende dieser Auszeit leitet Steinhäuser die mitgliederstärkste deutsche Diözese.

Woelki will nach seiner Rückkehr an Aschermittwoch gleich eine Messe im Kölner Dom zelebrieren. Dazu wurde nun ein weiterer öffentlicher Termin mit dem Kardinal nach dessen Rückkehr bekannt. Er soll bei einer ökumenischen Andacht zum Beginn der Passionszeit in der Düsseldorfer Johanneskirche predigen, wie die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) am Donnerstag mitteilte.

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