Süddeutsche Zeitung

Katholische Kirche:Misstrauensvotum gegen Woelki

Der Kölner Erzbischof verliert an Rückhalt auch in den eigenen Reihen: 14 führende Geistliche des Erzbistums fordern ihren Chef zu "persönlichen Konsequenzen" auf.

Von Annette Zoch, München

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki büßt zunehmend die Unterstützung der Kleriker in seiner Diözese ein. Führende Geistliche im Erzbistum Köln verlangen von Woelki laut Bild-Zeitung "persönliche Konsequenzen". 14 der insgesamt 15 Kreis- und Stadtdechanten im Erzbistum haben am Pfingstmontag eine entsprechende E-Mail an Woelki und dessen Generalvikar Markus Hofmann geschickt, bestätigte der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Grund des Schreibens ist eine große Sorge der wichtigen Stadt- und Kreisdechanten um das Erzbistum", sagte er. Ein Gespräch der Dechanten mit Woelki soll es am Freitag geben.

In der Mail ist laut Bild die Rede davon, dass sich "die Krise im Erzbistum Köln zuspitzt" und es nicht mehr wie bisher weitergehen könne. Das Schreiben hätten die Dechanten in einer Videoschalte am Freitag abgestimmt. Ein Dechant ist der oberste katholische Repräsentant einer größeren Stadt oder eines Kreises. Er wird vom Bischof ernannt und fungiert als dessen Vertreter im Dekanat.

Es war nicht die einzige unangenehme Post, die Kardinal Woelki am Pfingstwochenende entgegennehmen musste: Bereits am Samstag hatten 140 Mitglieder der Gemeinde St. Margareta in Düsseldorf einen Brief an Woelki gesandt. Darin bitten sie ihn, nicht wie geplant am 9. Juni 17 Jugendlichen in ihrer Gemeinde die Firmung zu spenden.

Woelki will reden. Andere wollen das nicht mehr

Das Erzbistum Köln steckt seit vielen Monaten in einer tiefen Vertrauenskrise. Auch nach der Veröffentlichung des neuen Missbrauchsgutachtens von Strafrechtler Björn Gercke, das bei Woelki keine Pflichtverletzungen feststellte, beruhigte sich die Lage nicht.

So kam unter anderem heraus, dass Woelki einen Pfarrer zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert hatte, obwohl dieser zugegeben hatte, Sex mit einem 17-Jährigen gehabt zu haben. Der Pfarrer war früher auch in St. Margareta für die Jugendarbeit tätig - genauso wie der schon verstorbene Pfarrer O., der ein Kindergartenkind missbraucht haben soll. Im Fall O. hatte Woelki nach seinem Amtsantritt auf dessen fortgeschrittene Demenz hingewiesen und kein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet.

Woelki hat sich für Donnerstagabend zu einem klärenden Vorgespräch mit dem Pfarrgemeinderat und Vertretern der Gemeinde von St. Margareta angekündigt. Auch gegen dieses Treffen protestierten die Briefschreiber. Erfolglos, Woelki will an dem Besuch festhalten. Am Dienstag nahm er persönlich zu dem Brief Stellung: "Auch wenn wir entgegengesetzte Positionen haben, so werbe ich dafür, dass wir zusammen im offenen Gespräch bleiben und den Weg gemeinsam gehen", sagte Woelki. "Wir haben große Herausforderungen vor uns, die wir nur gemeinsam als Christen bewältigen können."

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