Süddeutsche Zeitung

Kirche:Kardinal Müller: "Entfesselter Hass auf die katholische Kirche"

Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation macht der Politik schwere Vorwürfe. Die "neue Weltelite" könne "der Versuchung kaum widerstehen, sich wie eine neue Herrenrasse aufzuspielen".

Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht in der "Führungsschicht der sogenannten politischen Eliten" einen "entfesselten Hass auf die katholische Kirche". Diese Eliten bastelten sich eine "Einheitsreligion als eine Art spiritueller Vereinigung aller Menschen im materiellen Lebensgenuss ohne jede Transzendenz", sagte Müller am Donnerstagabend im niederbayerischen Kloster Weltenburg. Der frühere Präfekt der Glaubenskongregation äußerte sich als Laudator für Kurienkardinal Robert Sarah, der dort sein aktuelles Buch "Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden" vorstellte.

Müller zog bei der Laudatio drastische Vergleiche. Die "neue Weltelite" könne "der Versuchung kaum widerstehen, sich wie eine neue Herrenrasse aufzuspielen", ergänzte Müller. Dabei beanspruche sie das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden. "Die Tötung eines Kindes im Mutterleib" im Namen der Selbstbestimmung der Frau als Menschenrecht zu erklären, habe erkenntnistheoretisch den gleichen Rang wie die Rechtfertigung der Sklaverei in den amerikanischen Südstaaten "mit der jeder Vernunft widerstreitenden Schutzbehauptung, die schwarzen Afroamerikaner seien keine vollwertigen Menschen", so der Kardinal.

Müller erklärte, Kurienkardinal Sarah empfehle gegen die "Krise des Glaubens, des Priestertums und der Kirche" nicht etwa "Strukturreformen, Anpassungen an das Unvermeidliche, das Verschweigen unangenehmer Wahrheiten und die Umdeutung der geoffenbarten Mysterien des christlichen Glaubens in überzeitliche existenzielle Prinzipien". Stattdessen plädiere er für die Erneuerung der Kardinaltugenden der Klugheit, der Gerechtigkeit, der Tapferkeit und des Maßes. Die Kirche stehe in einer Stunde der Prüfung, in der nur zahllose Gebete um Bekehrung helfen würden.

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