Kanzlerkandidatur:Merkel: "Ich habe unendlich viel darüber nachgedacht"

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Angela Merkel wirkte während der Pressekonferenz in Berlin gelöst. (Foto: Getty Images)
  • Kanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, sie habe lange über ihre politische Zukunft nachgedacht: "Die Entscheidung für eine vierte Kandidatur ist nach elf Amtsjahren alles andere als trivial."
  • Angesichts der Krisen in Europa und der Welt sowie des wachsenden Populismus auch in Deutschland werde die Wahl wohl so schwierig wie keine zuvor seit der Wiedervereinigung, so Merkel.
  • Sie sei in dieser Situation bereit, erneut zu kandidieren und dem Land zu dienen, empfinde teils die Erwartungen aber "auch sehr stark als grotesk".

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat offiziell ihre Bereitschaft angekündigt, erneut für den CDU-Vorsitz und auch für die Kanzlerkandidatur 2017 anzutreten. Es gehe nicht nur um eine Entscheidung für den Wahlkampf, sondern "für die vier vollen Jahre".

Die Menschen hätten in diesen Zeiten wenig Verständnis, "wenn ich jetzt nicht noch einmal meine ganze Erfahrung und das, was mir an Gaben und Talenten gegeben ist, in die Waagschale werfen würde, um meinen Dienst für Deutschland zu tun", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz am Sonntagabend in Berlin. "Diese Wahl wird wie keine zuvor - jedenfalls seit der deutschen Wiedervereinigung nicht - schwierig." Sie sei bereit dafür, einen Wahlkampf zu führen, "der sehr anders sein wird als die Wahlkämpfe davor".

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"Ich empfinde es auch sehr stark als grotesk und geradezu absurd"

Weiter sagte die 62-Jährige: "Ich habe sprichwörtlich unendlich viel darüber nachgedacht. Die Entscheidung für eine vierte Kandidatur ist nach elf Amtsjahren alles andere als trivial." Auf die Frage, warum sie sich so lange Zeit mit ihrer Entscheidung gelassen habe, sagte Merkel: "Ich brauche lange und die Entscheidungen fallen spät - dann stehe ich aber auch dazu."

Die teils hohen Erwartungen an sie hält Merkel für übertrieben. Die New York Times bezeichnete Merkel als "Letzte Säule des liberalen Westens". All das, was damit besonders nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl verbunden werde, "das ehrt mich zwar, aber ich empfinde es auch sehr stark als grotesk und geradezu absurd. Kein Mensch, kein Mensch alleine, auch nicht mit größter Erfahrung, kann die Dinge in Deutschland, Europa, in der Welt mehr oder weniger zum Guten wenden, und schon gar nicht eine Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland."

CSU-Chef Seehofer kommt nicht zum CDU-Parteitag

Insgesamt gehe es in der Politik um den Ausgleich von Interessen. "Mein Ziel in der Politik ist es, für den Zusammenhalt in unserem Land zu arbeiten", so Merkel, "wir wollen miteinander wie Demokraten streiten." Sie freue sich auf die politischen Auseinandersetzungen in den kommenden Monaten: "Wir werden sie unter Demokraten führen und im Ton der Demokraten."

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer wird nicht zum CDU-Parteitag in Essen kommen. Sie sei nicht beim CSU-Parteitag gewesen, deshalb werde Seehofer auch nicht Gast beim CDU-Parteitag sein, sagte Merkel. Beide wollten sich aber zu Beginn des Jahres treffen, um über ein gemeinsames Programm für die Bundestagswahl 2017 zu beraten.

© SZ.de/dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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