Kanzlerkandidatur:"Angela Merkel ist nicht mehr unschlagbar"

Bundestag

Angela Merkel und der SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann.

(Foto: dpa)

Die SPD bringt sich bereits gegen die Kanzlerin in Stellung, aus der CSU kommen versöhnliche Töne und die "New York Times" findet pathetische Worte. Die Reaktionen auf Merkels erneute Kanzlerkandidatur.

Angela Merkel will zum vierten Mal Kanzlerin werden. Wenn es so kommt, hätte sie am Ende Helmut Kohl eingeholt, unter den deutschen Kanzlern mit 16 Jahren Amtszeit der bisherige Rekordhalter. Die heute 62-jährige Merkel war bei Amtsübernahme 2005 jünger als alle ihre Vorgänger und ist jetzt in Europa sowie im G7-Kreis die dienstälteste Regierungschefin.

Die New York Times bezeichnete Merkel in ihrer Eilmeldung zur Ankündigung ihrer Kandidatur als "Letzte Säule des liberalen Westens". So hatte das Blatt Merkel auch schon genannt, als klar war, dass Donald Trump neuer US-Präsident wird.

Die Reaktionen aus der Politik auf Merkels Ankündigung:

Horst Seehofer und Ilse Aigner (CSU)

CSU-Chef Horst Seehofer hat Merkel die Unterstützung seiner Partei in Aussicht gestellt. "Es ist gut, dass jetzt Klarheit herrscht", sagte Seehofer. Auf dieser Grundlage werde man nun klären, mit welchen Themen man gemeinsamen in den Wahlkampf gehe - und wo es bei Differenzen bleibe. Seehofer fügte aber hinzu, an der "gemeinsamen Kanzlerkandidatin" könne man ja jetzt nicht ersthaft zweifeln. CSU-Vizechefin Ilse Aigner sagte: "Die Kandidatur Merkels schafft Klarheit. Davon kann auch ein Signal der Geschlossenheit ausgehen. Beides ist eine gute Nachricht. Auch inhaltlich haben wir in vielen Fragen Einigkeit erzielen können. Es wird weiter wichtig sein, dass die CSU in ihren Grundsätzen fest bleibt und sich als Korrektiv auch auf Bundesebene weiter einbringt."

Thomas Oppermann (SPD)

"Die Bundestagswahl ist offen, Angela Merkel ist nicht mehr unschlagbar", gibt sich SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann kämpferisch. Merkels erneute Kandidatur sei keine Überraschung für die Sozialdemokraten gewesen, "sondern bei uns schon lange eingepreist". Oppermann bietet der Union an, in der nächsten Zeit in der großen Koalition weiter konstruktiv zusammenzuarbeiten: "Bis zu Beginn des Wahlkampfes erwarten die Bürger zu Recht, dass wir das Land gut regieren."

Cem Özdemir und Anton Hofreiter (Grüne)

Die Grünen haben einen harten Wahlkampf angekündigt. "Wir freuen uns auf eine harte politische Auseinandersetzung, in der wir zeigen werden, wie wirksamer Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt funktionieren können", sagte Grünen-Chef Cem Özdemir der Rheinischen Post. Klar sein müsse: "Es geht in diesem Wahlkampf auch grundsätzlich darum, anständig miteinander umzugehen und Polemik und Hetze echte Inhalte entgegenzusetzen." Fraktionschef Anton Hofreiter sagte dem Handelsblatt: "Ich bin mal sehr gespannt, wie Angela Merkel ihren eigenen Laden zusammenhalten will." Die CSU rücke ja immer wieder deutlich von ihr ab. "Wir werden Frau Merkel mit Blick auf die Wahl 2017 für das kritisieren, was ihre Regierung unterlassen oder falsch gesteuert hat."

Bernd Riexinger (Die Linke)

Die Linken sagen für den Fall einer weiteren Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel Stillstand in Deutschland voraus. "Die erneute Kandidatur von Angela Merkel ist ein Signal dafür, dass sich nichts im Land ändern soll", sagte Parteichef Bernd Riexinger. "Es droht erneut eine große Koalition und damit ein "Weiter so" der Politik der sozialen Spaltung." Die CDU habe aber keinen Grund, schon zu siegesgewiss zu sein. "Eine Kandidatur von Frau Merkel ist noch keine gewonnene Wahl", sagte Riexinger.

Christian Lindner (FDP)

FDP-Chef Christian Lindner hält Merkel für keine gute Kandidatin und sagte: "Die Union zieht ihren letzten Trumpf und weiß nicht, ob er noch sticht. Mit dem Gewicht von Frau Merkel auf der Weltbühne wäre sie sicher eine gute UN-Generalsekretärin, aber ihre deutsche Innenpolitik als Kanzlerin ist leider angegrünt."

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