Süddeutsche Zeitung

Bundestagswahl 2017:Aktuell alternativlos

Angeblich soll sich Merkel für eine abermalige Kanzlerkandidatur entschieden haben. Warum alles andere überraschend wäre.

Kommentar von Robert Roßmann

Das Sommerloch gebiert jedes Jahr aufs Neue erstaunliche Meldungen. So auch an diesem Wochenende. Da meldet ein Magazin, Angela Merkel habe sich "offenbar" entschieden, 2017 noch einmal anzutreten. Ein überzeugender Beleg für diese eh schon vage Aussage wird nicht genannt. Trotzdem beginnt der Blätterwald mehr zu rauschen als die Bäume am windigen Strand.

Seit Monaten gehen alle Parteienversteher davon aus, dass Merkel 2017 noch einmal antritt. Sogar Horst Seehofer hat längst erklärt, er rechne mit einer Spitzenkandidatin Merkel. Nur das Gegenteil wäre also eine Nachricht.

Außerdem gilt: Selbst wenn Merkel insgeheim an einen Rückzug denken würde, dürfte sie das jetzt noch nicht mal andeutungsweise kundtun. Eine Kanzlerin, die bereits zwei Jahre vor der Wahl Gedanken an ihr politisches Ende zuließe, wäre eine schwache Kanzlerin. Seehofer erlebt gerade, wie es einem Regierungschef ergeht, der vorschnell seinen Rückzug angekündigt hat.

Und so ist es bei der CDU wie bei der SPD. Merkel wird nach jetzigem Stand Kandidatin und Sigmar Gabriel Kandidat - beide mangels Alternative. Bei der CDU kann nur Merkel ein gutes Wahlergebnis garantieren, das wird sie nicht ignorieren. Bei der SPD gibt es niemanden, der Lust hat, Gabriel die Aufgabe abzunehmen. Offiziell entschieden ist bei beiden Parteien aber noch nichts. Und die zwei Jahre bis zur Wahl sind noch eine lange Zeit.

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Quelle:
SZ vom 03.08.2015/cmy
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