Süddeutsche Zeitung

Kanzlerin Merkel in der Türkei:Erst Solidaritätsbekundungen, dann schwierige Verhandlungen

Beim Besuch der deutschen Truppen in der Türkei betont die Kanzlerin den "hohen politischen Stellenwert", den die Solidarität mit dem Nato-Staat habe - und sendet warnende Worte an Damaskus. Heute trifft Merkel Regierungschef Erdogan. Die wichtigsten Themen: Syrien - und die schleppenden EU-Beitrittsverhandlungen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Syrien davor gewarnt, den Bürgerkrieg in benachbarte Länder zu tragen. Die Stationierung deutscher Patriot-Raketenabwehr-Batterien in der Türkei sei ein Zeichen der Solidarität mit dem Nato-Partner, sagte Merkel am Sonntag vor Bundeswehrsoldaten im türkischen Kahramanmaraş. "Dies hat für uns einen sehr hohen politischen Stellenwert."

Die Präsenz in der Stadt, die etwa 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt liegt, sei aber auch ein Signal an jene, "die auf der anderen Seite versuchen, die Auseinandersetzung über Syrien hinauszutragen". Das werde man nicht zulassen, wenn es sich um Nato-Gebiet handele.

In Kahramanmaraş sind rund 320 Bundeswehrsoldaten stationiert. Zusammen mit niederländischen Patriot-Einheiten sollen sie verhindern, dass die Türkei von Syrien aus mit Raketen beschossen wird. Merkel betonte, es gehe um Solidarität mit einem Nato-Partner, der früher im Kalten Krieg Frontland gewesen sei.

Die Lage in Syrien ist eines der wichtigsten Themen, über die Merkel an diesem Montag in der türkischen Hauptstadt Ankara mit dem Ministerpräsidenten des Landes, Recep Tayyip Erdogan, sprechen wird.

Außerdem werden die beiden Regierungschefs über die stockenden Beitrittsgespräche der Türkei mit der Europäischen Union sprechen. Merkel plädiert dafür, dass die bereits seit 2005 laufenden Verhandlungen beschleunigt werden.

Kontrovers dürften Gespräche über bilaterale Themen verlaufen. Die Türkei dringt auf Visa-Freiheit sowie die Erlaubnis zur doppelten Staatsbürgerschaft für in Deutschland lebende Türken und fordert ein härteres Vorgehen gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Merkel wiederum will die Verletzung der Menschenrechte in der Türkei ansprechen. Noch vor dem Treffen mit Erdogan kommt Merkel mit Staatspräsident Abdullah Gül zusammen.

Am Montagmorgen besichtigte Merkel das Unesco-Weltkulturerbe frühchristlicher Kulturdenkmäler in der Region Kappadokien - um damit ihre besondere Wertschätzung der Türkei auch als Kulturnation auszudrücken. Die Kanzlerin integriert in ihre Auslandsreisen äußerst selten touristische oder kulturelle Ausflüge.

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dpa/Reuters/gal/fzg
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