USA-Reisen von Angela Merkel:Angie und die starken Männer

Ein Besuch unter Freunden? Das Verhältnis zwischen Merkel und US-Präsident Obama gilt als unterkühlt - kein Wunder angesichts der Harmonie, die zwischen der Kanzlerin und George W. Bush herrschte.

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Ein Besuch unter Freunden? Das Verhältnis zwischen Angela Merkel und US-Präsident Obama gilt als unterkühlt - kein Wunder angesichts der Harmonie, die zwischen der Kanzlerin und George W. Bush herrschte. Ein Rückblick.

Die guten Beziehungen zwischen Angela Merkel und George W. Bush begannen lange bevor sich die Politiker persönlich gegenüberstanden: 2003 macht sich Merkel als CDU-Vorsitzende bei Bush beliebt, weil sie den Irakkrieg für "unvermeidbar" hält - ganz im Gegensatz zum damaligen SPD-Kanzler Gerhard Schröder.

Bei einer USA-Reise im Februar 2003 vertritt sie diese Position in Gesprächen mit Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminster Donald Rumsfeld und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Die Bundesregierung wettert, das sei "Nebenaußenpolitik". Ein Handschlag mit Bush selbst bleibt Merkel verwehrt - dazu kommt es bei einem Deutschland-Besuch des Präsidenten 2005 in Mainz.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Zu Gast bei Freunden

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Die neu gewählte Kanzlerin beim Antrittsbesuch: Im Januar 2006 gastiert Angela Merkel erstmals im Weißen Haus. Der US-Präsident gibt sich erleichtert, nach dem in der Irak-Frage sturen Gerhard Schröder wieder eine freundlich gesinnte Gesprächspartnerin zu haben: "Ungeheuer smart", sei Merkel, lobt Bush. "Sie liebt die Freiheit."

Die Kanzlerin gibt die Komplimente zurück: "Ich bin zu Gast bei Freunden." Angesichts der großen Harmonie kann es sich Merkel leisten, ein wenig Kritik an der Regierung Bush zu üben: "Unterschiedliche Auffassungen habe ich am Beispiel Guantánamo klargemacht", sagt sie nach dem ersten Gespräch. Es wird nicht das einzige Thema bleiben, bei dem das Duo verschiedener Meinung ist.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Willkommen zurück

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"Welcome back" heißt es schon Anfang Mai 2006 im Weißen Haus. Bush zeigt sich erneut sehr angetan von der deutschen Kanzlerin, die ihre zweite US-Reise nutzt, um ihr außenpolitisches Profil zu schärfen: Das Streben Irans nach Atomtechnik ist das beherrschende Thema.

In den USA wird ein möglicher Angriff auf die Islamische Republik diskutiert, Merkel mahnt eine "diplomatische Lösung" an. Bush ist begeistert: "Ich schätze ihre Art, geradeheraus zu sein", lobt er und bezeichnet die Kanzlerin als "faszinierende Person".

Das Programm des Besuchs kommt einer Belohnung gleich: Merkel darf die privaten Räume des Präsidenten besichtigen und wird von Bush zu einem Spaziergang in den Rosengarten geführt. Die CDU-Vorsitzende revanchiert sich mit einer Einladung Bushs in ihren Wahlkeis in Mecklenburg-Vorpommern.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Die Massage

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Eine legendäre Geste der Zuneigung: Beim G-8-Gipfel in Russland im Juni 2006 massiert Bush im Vorbeigehen kurz Merkels Schultern - die Kanzlerin reagiert, gelinde gesagt, überrascht.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Gipfel der Harmonie

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Bushs Gegenbesuch im Juli 2006 ist ein Gipfel der Harmonie: Der mächtigste Mann der Welt gibt in Stralsund eine politische Liebeserklärung an Merkel ab. "Es ist eine große Ehre, Angela Merkel als Freundin bezeichnen zu dürfen", charmiert Bush und lobt sein Gegenüber als "herausragende Bundeskanzlerin".

Obwohl Präsident und Kanzlerin von 12.000 Polizisten bewacht werden, betont das Besuchsprogramm das Kleinbürgerliche an diesem Treffen: Bush albert mit einem Fass Heringe herum, das ihm ein Fischer geschenkt hat, und beweist Ausdauer beim Händeschütteln und Babyhochhalten. Das Signal ...

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USA-Reisen von Angela Merkel:Pärchentag in Pommerland

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... des "Pärchentags in Pommerland": Deutschland und die USA gehen Seit an Seit, egal, was da auch kommen möge. Teherans Nuklearprogramm, Israels Recht auf Selbstverteidigung oder die Meinungsfreiheit in Russland werden ausgeblendet, wenn Bush im Dorf Trinwillershagen eine Stück vom Spanferkel abschneidet.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Zwei Reizthemen

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Schmallippig wird das deutsch-amerikanische Duo bei den Reizthemen Guantánamo und Klimawandel: Das Gefängnis auf Kuba "ist nicht vereinbar mit meinem Verständnis von Rechtsstaatlichkeit", kritisiert die Kanzlerin. Beim EU-USA-Gipfel im Mai wehrt sich Bush gegen europäische Bestrebungen, die USA zu mehr Klimaschutz zu bewegen - er will seiner Industrie keine Quoten auferlegen und setzt stattdessen auf freiwillige Bemühungen. Vor dem G-8-Gipfel in Heiligendamm lässt Merkel daraufhin ...

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USA-Reisen von Angela Merkel:Visionärer Umwelt-Politiker

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... verlauten, sie lehne "faule Kompromisse" in der Klimapolitik ab und sei notfalls zu einem Streit mit Bush bereit. So weit kommt es nicht: Die Mächtigen der Welt machen im Ostseestädtchen auf Schönwetter.

Bush verteilt Schulterklopfer und gibt bei einem Treffen mit Jugendlichen den visionären Umwelt-Politiker: "Wenn ihr so alt seid wie ich, dann wird es Autos geben, die mit Wasserstoff fahren." Mit solchen Zitaten spielt er seiner "Freundin" in die Karten - Merkel darf den Gipfel als einen der größten politischen Erfolge ihrer Karriere verbuchen.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Zeichen von Wärme

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Im November 2007 empfängt Bush die Bundeskanzlerin auf seiner Farm in Texas - Merkel sieht darin "ein Zeichen von Wärme", Experten eine der größten Ehren, die einem Staatsgast in den USA widerfahren kann.

Auf einer Pressekonferenz schwärmt der Präsident von einem Spaziergang und einem "bedeutenden Gespräch", das er mit Merkel geführt habe - sie sagt später gegenüber der deutschen Presse, mehr als eine Stunde sei man "stramm gelaufen". Mehr nicht. Die Kanzlerin ist bemüht, die Harmonie in Grenzen zu halten - schließlich gehört Bush in Deutschland nach wie vor nicht ...

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USA-Reisen von Angela Merkel:Eine neue Zeit

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... zu den beliebtesten Politikern: 77 Prozent der Befragten sind einer Emnid-Umfrage zufolge der Meinung, er habe schlechte Arbeit geleistet.

Bei seinem Abschiedsbesuch im Juni 2008 lädt ihn Merkel nicht nach Berlin, sondern ins brandenburgische Meseberg ein, wo das Gästehaus der Bundesregierung steht. Ob sie Bush vermissen werde, wird die Kanzlerin gefragt. Die Antwort ist ausweichend: "Es ist seine letzte Europareise. Es wird dann eine neue Zeit beginnen."

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USA-Reisen von Angela Merkel:Kanzlerin und Kandidat

Barack Obama Angela Merkel Berlin

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Zwischen Angela Merkel und George W. Bush passte kein Blatt Papier - da hat es der Nachfolger schwer. Während der Rest der Welt schon während des US-Wahlkampfes 2008 Barack Obama als neuen Stern am Polit-Himmel bejubelt, bleibt Merkel distanziert: Sie lässt durchblicken, dass ihr der Republikaner John McCain als Bushs Nachfolger lieber wäre. Als der Kandidat Barack Obama auf Europatour geht und gerne vor dem Brandenburger Tor sprechen würde, verwehrt sie ihm dies. Auf ein Foto mit dem Polit-Popstar verzichtet die Kanzlerin jedoch nicht.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Nicht immer in der gleichen Mannschaft

Barack Obama Angela Merkel  G20 London

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Merkels Zögerlichkeit hat jedoch nicht den geringsten Einfluss auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA. Barack Obama gewinnt und schon im April 2009 sitzt Merkel nebem dem neuen US-Präsidenten bei einem Arbeitsessen. Der G-20-Gipfel in London dreht sich vor allem die Neuregelung der Finanzmärkte: Es geht freundlich zu, das schon. Aber wenn Merkel von Erfolgen schwärmt und Obama in offensichtlichem Understatement sagt: "Nun, ich denke meine Arbeit war okay" - dann wird klar, dass die beiden zusammen spielen, aber nicht immer in einer Mannschaft.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Freundliches Fremdeln

Barack Obama Angela Merkel Nato-Gipfel Baden-Baden

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Beim Finanzgipfel in London konnte Angela Merkel "gegenüber Washington" - so unpersönlich drückt sich die Kanzlerin aus - einige Erfolge erzielen, weswegen sie wenige Tage später in Baden-Baden eine gelassene Gastgeberin Obamas gibt.

Zum Preußischen Präsentiermarsch schreiten beide die Ehrenformation ab. Als es ans Wenden geht, hilft Merkel Obama mit sanftem Druck um die Kurve. Später ist es dann Obama, der die Kanzlerin bremst, als ein Offizier die Formation abzumelden wünscht, bevor sich die beiden zu ihren Gesprächen ins Rathaus zurückziehen. Das Paar fremdelt noch. Aber man hilft sich.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Wichtige Verbündete

Barack Obama Angela Merkel

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Präsident Obama nutzt den Nato-Gipfel in Baden-Baden, um die europäischen Partner aufzufordern, ihren militärischen Beitrag zu verstärken. Er wünsche sich ein Europa mit stärkeren Verteidigungskapazitäten, sagte Obama - und kündigte einen Fahrplan für eine Welt ohne Atomwaffen an. Nach einem Gespräch mit Merkel fand Obama warme Worte für die Kanzlerin: "Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland zählen zu den wichtigsten Beziehungen". Er sei froh, Merkel als Verbündete zu haben.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Spaß in Dresden

Barack Obama Angela Merkel Dresden

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Nur wenige Wochen später treffen die beiden Regierungschefs in Dresden zusammen - darauf hat die deutsche Seite kräftig hingearbeitet. Obama wollte eigentlich lediglich die KZ-Gedenkstätte Buchenwald besuchen, Merkel träumte von einen Staatsbesuch des Präsidenten in Berlin. Trotz solcher Spannungen im Vorfeld herrscht dann in Dresden eitel Sonnenschein: Barack Obama bezeichnet die Kanzlerin als "Freundin" und Deutschland als engen Partner der USA. Merkel lobt Obamas Kairoer Rede. Mit ihm mache die Zusammenarbeit Spaß.

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USA-Reisen von Angela Merkel:Ernst in Buchenwald

Barack Obama Angela Merkel Buchenwald

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Die Kanzlerin begleitet den US-Präsidenten bei seinem Besuch in Buchenwald. Lediglich geführt von den Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel und Bertrand Herz besichtigen die beiden die menschenleere KZ-Gedenkstätte. Obama verfolgt damit politische Absichten: Nach seiner Rede an die muslimische Welt am Vortag in Kairo will er mit dem Aufenthalt in Buchenwald zeigen, dass seine Regierung fest zu Israel steht.

Auch Merkel wählt große Worte. Sie erinnert daran, dass Buchenwald nun wieder in einem freien Land zu besichtigen sei. "Das ist bewegend und beispielhaft für das, was Geschichte möglich gemacht hat, wenn genügend Menschen an die Freiheit glauben", sagt die Kanzlerin.

Foto: dpa Text: Barbara Vorsamer, Michael König (sueddeutsche.de/gba)

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