Michele Bachmann:Tea-Party-Anhängerin siegt bei Testwahl

Lesezeit: 2 Min.

Rechtsruck beim Kandidatenrennen der US-Republikaner: Die ultrakonservative Michele Bachmann gewinnt in Iowa die Probeabstimmung für die Präsidentschaftskandidatur. Auch der texanische Gouverneur Rick Perry bewirbt sich überraschend um die Präsidentschaft und erzielt einen Achtungserfolg - er gilt als ernsthafter Konkurrent Bachmanns und des bisherigen Favoriten Mitt Romney.

Die rechtskonservative Michele Bachmann hat eine erste Testwahl für die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner für sich entschieden. Die Spitzenpolitikerin der Tea-Party-Bewegung lag bei der informellen Abstimmung in Iowa knapp vor Ron Paul und schlug die weiteren Bewerber aus dem konservativen Lager deutlich. Bachmann erhielt 4823 Stimmen und damit etwa 150 mehr als Paul, der als intellektueller Pate der Tea-Party-Bewegung gilt.

"Dies ist der erste Schritt, das Weiße Haus zurückzugewinnen", sagte Michele Bachmann nach ihrem Sieg bei der Probeabstimmung. (Foto: AP)

Bachmann hatte sich bereits in zwei vorausgegangenen Fernseh-Wahldebatten überraschend gut behauptet. Allerdings hat ihr Sieg bei der traditionellen, volksfestartigen "Straw Poll" am Samstag nur begrenzte Aussagekraft. Der Gewinner hat bisher in den seltensten Fällen die Präsidentschaftskandidatur oder gar den Einzug ins Weiße Haus geschafft.

Der Spitzenplatz sichert aber in der Regel zumindest ein längeres Verbleiben im Rennen. Für deutliche Verlierer dagegen läutet das Votum häufig das Ende im parteiinternen Wettbewerb ein. An der Testwahl konnte jeder Bewohner des Bundesstaates teilnehmen, der älter als 18 Jahre ist.

Einen klaren Rückschlag erlitt Tim Pawlenty, der auf Platz drei landete. Der frühere Gouverneur des US-Staats Minnesota kündigte daraufhin an, sich aus dem Kampf um die Präsidentschaftskandidatur zu verabschieden.

Der texanische Gouverneur Rick Perry dagegen erzielte einen Achtungserfolg. Er hatte erst wenige Stunden zuvor kandidiert und stand deswegen nicht auf den Stimmzetteln. Der streng konservative 61-Jährige, der seinen Posten Ende 2000 von George W. Bush übernommen hatte, lag aber immer noch vor Mitt Romney, Ex-Gouverneur von Massachusetts, der in der Partei als sein härtester Konkurrent gilt und die Testwahl als letzter beendete. Romney war der bisherige Spitzenreiter im republikanischen Bewerberfeld und hatte sich nicht aktiv an der Abstimmung beteiligt.

Scharfe Kritik an Obama

Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2012 gewinnt mit Perrys Erfolg an Schwung: Experten räumen dem Farmerssohn und ehemaligen Luftwaffen-Piloten gute Chancen ein, im republikanischen Vorwahlrennen zumindest kräftig mitzumischen. Perry verband seine Antrittsrede mit massiver Kritik an Präsident Barack Obama, dem er vorwarf, das Land innen-und außenpolitisch heruntergewirtschaft zu haben.

"Ich bin nach South Carolina gekommen, weil ich mich nicht zurücklehnen und den Weg akzeptieren werde, auf dem sich Amerika befindet", rief Perry in Charleston unter dem Jubel seiner Zuhörer aus. "Es ist Zeit, den Leuten im Weißen Haus die Entlassungspapiere zu geben."

Insbesondere ging Perry, ein Vertreter der religiösen Rechten, mit Obamas Wirtschaftspolitik ins Gericht. Er prangerte die hohe Staatsverschuldung und Arbeitslosigkeit in den USA an. Obama habe mehr verschuldet als die jüngste Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch die größte amerikanische Ratingagentur.

Perry gilt nicht nur als ernsthafter Herausforderer für Romney, der vielen Partei-Fundamentalisten nicht konservativ genug ist, er könnte nach Experteneinschätzung auch Bachmann das Wasser abgraben, weil er über eine langjährige Regierungserfahrung verfügt und "wählbarer" erscheint als die Abgeordnete.

Seine Popularität verdankt Perry nicht zuletzt dem Schaffen neuer Arbeitsplätze. Kritiker bemängeln jedoch, die von Perry geschaffenen Stellen seien größtenteils Billigjobs. Tatsächlich hat Texas, obwohl Perry die Arbeitslosenzahlen dort deutlich senkte, immer noch eine der höchsten Armenquoten der USA. Ein Wahlkampf-Sprecher Obamas, Ben LaBolt, bezeichnete Perrys Jobwunder als "Lügengeschichte".

In Iowa ist die erste offizielle Vorwahl der Republikaner über den Gegenkandidaten für Präsident Barack Obama im Februar angesetzt. Die Präsidentschaftswahl findet im November 2012 statt.

Obama wird am Montag eine wichtige Etappe im Wahlkampf beginnen: Er startet zu einer Bustour in den mittleren Westen. Dabei besucht er die Bundesstaaten Minnesota, Iowa und Illinois, die unter der Wirtschaftskrise sehr gelitten haben. Im Wahlkampf spielen diese Staaten eine besonders wichtige Rolle.

© sueddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/AFP/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: