Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013:Bill? Helmut? Malala? OPCW?

So viele Kandidaten wie nie zuvor dürfen hoffen, den Friedensnobelpreis zu erhalten: insgesamt 259. Whistleblower Edward Snowden gilt nicht als aussichtsreicher Kandidat, eine Pakistanerin dagegen schon. Norwegische Medien berichten schon vor der offiziellen Verkündung, dass die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) den Preis bekommt.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Malala Yousafzai

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(Foto: Facundo Arrizabalaga/dpa)

So viele Kandidaten wie nie zuvor dürfen hoffen, den Friedensnobelpreis zu erhalten: insgesamt 259. Whistleblower Edward Snowden gilt nicht als aussichtsreicher Kandidat, eine Pakistanerin dagegen schon. Norwegische Medien berichten schon vor der offiziellen Verkündung, dass die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPWC/OVCW) den Preis bekommt. Die 16-jährige Bildungsaktivistin gilt als Favoritin für den Friedensnobelpreis 2013. Mit elf Jahren begann die junge Pakistanerin zu bloggen - gegen den Terror der Taliban in Pakistan, für das Recht von Mädchen auf Bildung. Im Oktober 2012 versuchten die Taliban, die Aktivistin mit einem Kopfschuss zu töten. Malala überlebte und wohnt mittlerweile mit ihrer Familie in England. Sie wäre die jüngste Preisträgerin in der Geschichte des Friedensnobelpreises. Trotzdem halten Experten wie Kristian Berg-Harpviken, Direktor des norwegischen Friedensforschungsinstitut Prio, für die nächste Preisträgerin. Auf seiner jährlich veröffentlichten Shortlist belegt die Pakistanerin Platz eins. Allerdings: Die Europäische Union, Preisträgerin 2012, tauchte im vergangenen Jahr gar nicht auf dieser Liste auf.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Bill Clinton

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(Foto: AFP)

Seit der 67-Jährige nicht mehr Präsident der USA ist, mischt er sich als elder statesman in die Politik ein, vor allem im Kampf gegen AIDS und beim Klimawandel. 2004 ernannte ihn der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan zum UN-Sondergesandten für Hilfe und Wiederaufbau nach dem verheerenden Tsunami in Südostasien. 2005 koordinierte er die Hilfe nach dem Hurrikan Katrina, der den Südosten der USA verwüstete, später verhandelte er als inoffizieller Gesandter über die Freilassung von zwei in Nordkorea inhaftierten US-Journalistinnen. Jährlich bringt er parallel zur UN-Generalversammlung in New York einflussreiche Menschen zusammen, um über aktuelle Probleme der Welt zu diskutieren. Seine Stiftung ist allerdings nicht unumstritten - häufig gehe es ihr vor allem um PR, argumentieren Kritiker.

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Leyla Zana

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(Foto: REUTERS)

Die 52-jährige kurdische Politikerin und Menschenrechtsaktivistin hat die türkische Staatsbürgerschaft und sitzt dort auch im Parlament. Die Betreiber der norwegischen Webseite "Nobeliana" sehen sie als eine der Favoritinnen. Zana zog 1991 zum ersten Mal ins türkische Parlament ein, wo sie ihren Amtseid - verbotenerweise - auch auf Kurdisch leistete. 1994 verurteilte die Türkei sie wegen Verrats zu 15 Jahren Gefängnis. Zehn Jahre und massive internationale Proteste später kam sie frei, seit 2011 sitzt Zana wieder im Parlament. Schon in den 1990ern war sie mehrere Male für den Friedensnobelpreis nominiert.

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Helmut Kohl

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Der Altkanzler fand sich bereits häufiger auf der Liste der Nominierten, ging aber immer leer aus. Auch dieses Jahr ist der "Kanzler der Einheit", Berichten zufolge, wieder unter den Kandidaten. Der 83-Jährige könnte den Preis für seine Beteiligung an der deutschen Wiedervereinigung, die Annäherung zwischen Ost und West und den Einsatz für die europäische Einigung erhalten. Für seine Verdienste um die EU ernannte ihn der europäische Rat 1998 zum Ehrenbürger Europas. Gegen Kohl spricht: Das Nobelkomitee versuchte zuletzt immer, mit seiner Entscheidung die aktuelle Politik zu beeinflussen.

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Chelsea Manning

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(Foto: AFP)

Manning war bereits im letzten Jahr einer der Favoriten auf der Kandidatenliste - damals jedoch noch mit dem Vornamen Bradley. Der einstige Wikileaks-Informant hat im August bekannt gegeben, dass er sich als Frau fühle, Chelsea heiße und sich einer Hormonbehandlung unterziehen werde. Würde Manning die Auszeichnung erhalten, wäre das eine Ohrfeige für einen früheren Preisträger: Barack Obama. Manning, 25, ist im August 2013 von einem US-Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt worden, weil sie als Soldat Hunderttausende vertrauliche Dokumente des Militärs an Wikileaks weitergegeben haben soll. Unter den Daten waren auch das Video "Collateral Murder", das zeigt, wie amerikanische Soldaten Zivilisten erschießen, geheime Dokumente über die Kriege in Afghanistan und im Irak, sowie 250.000 Depeschen amerikanischer Diplomaten. Für das US-Militär ist sie ein Hochverräter - für den Rest der Welt ein Friedensbringer? In einer Erklärung ließ Manning jüngst verlauten, nicht aus pazifistischer Gesinnung gehandelt zu haben.

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Edward Snowden

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(Foto: Reuters)

Auch Mannings Whistleblower-Kollege könnte den Preis erhalten. Der Amerikaner, der 2013 die weltweiten Überwachungs- und Spionageaktivitäten einiger US-Geheimdienste enthüllt hat, wird von seiner Heimatregierung wegen Geheimnisverrats gesucht. Der 30-Jährige hat im August 2013 befristetes Asyl in Russland erhalten. Wie bei Manning gälte es als Affront gegenüber den USA, wenn Snowden den Preis bekäme. Snowdens Unterstützer sehen in ihm im Gegenteil keinen Verräter, sondern einen mutigen Kämpfer für die Freiheit. Nach Informationen von Nobelpreis-Experte Kristian Berg Harpviken wurde Snowden aber möglicherweise zu spät nominiert, er könnte demnach erst 2014 Friedensnobelpreisträger werden.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Mary Tarcisia Lokot und John Baptist Odama

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(Foto: AFP)

Nach Meinung des Osloer Friedensforschungsinstituts könnte das Nobel-Komitee die Arbeit der Acholi Religious Leaders Peace Initiative (ARLPI) aus Norduganda auszeichnen. Vertreter verschiedener Religionen gründeten die Initiative Mitte der 1990er Jahre, um Frieden in das vom Krieg zerrüttete nördliche Uganda zu bringen. Stellvertretend für die ARLPI könnte die Ordensschwester Mary Tarcisia Lokot den Preis bekommen, die den Gewalttätern der Lord's Resistance Army (LRA) Versöhnung anbietet. Möglicherweise würde Schwester Mary sich den Preis aber auch mit ihrem ARLPI-Kollegen, Erzbischof John Baptist Odama (rechts im Bild), teilen.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Ljudmila Alexejewa

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(Foto: REUTERS)

Jahr für Jahr landen viele russische Menschenrechtsaktivisten auf der Osloer Nominiertenliste, der harte Kurs der Putin-Regierung dürfte diesen Trend eher noch verstärken. Eine der häufig Vorgeschlagenen ist Ljudmila Alexejewa. Die 86-jährige Historikerin kämpft seit den Sechzigern gegen Menschenrechtsverletzungen in ihrer Heimat. Bis heute begleitet Alexejewa Gerichtsprozesse gegen Regimegegner und prangert Rechtsverstöße der russischen Regierung an. Expertenberichten zufolge könnte Alexejewa den Preis zusammen mit ihren Kolleginnen Swetlana Gannuschkina von der Organisation "Memorial" und Lilia Schibanowa von der Organisation "Golos" erhalten.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Denis Mukwege

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(Foto: dpa)

Auch der kongolesische Arzt Denis Mukwege steht auf der Shortlist von Kristian Berg Harpviken. Der 58-jährige Gynäkologe behandelt seit mehr als zehn Jahren Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt wurden. Monatlich kommen über 400 Frauen in sein Krankenhaus im Osten des Kongo, wo seit Jahrzehnten Krieg herrscht. Mukwege ist Spezialist für innere Verletzungen nach brutalen Vergewaltigungen. Er prangert die Gewalt an den kongolesischen Frauen auch öffentlich an. Einen Mordanschlag von Unbekannten 2012 überlebte er nur knapp. Im September 2013 hat der Kongolese bereits den Alternativen Nobelpreis bekommen.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Claudia Paz y Paz

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(Foto: REUTERS)

Sie ist Guatemalas erste Generalstaatsanwältin. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit der unerschrockenen Juristin: Unter Paz y Paz ist auch zum ersten Mal ein ehemaliges Staatsoberhaupt wegen Völkermords von einem nationalen Gericht angeklagt worden. Die 47-Jährige führt den umstrittenen Prozess gegen Guatemalas Ex-Präsident Effraín Ríos Montt und ist auch dabei, viele andere Verbrechen des guatemaltekischen Bürgerkriegs vor Gericht zu bringen, die lange keine juristische Aufarbeitung erfuhren. Nobelpreis-Experte Kristian Berg Harpviken hat Paz y Paz in den engen Kreis der Favoriten aufgenommen.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

Muhammad Sa'ad Abubakar

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(Foto: AFP)

Immer wieder erschüttert Gewalt zwischen Christen und Muslimen den Norden Nigerias. Tausende Tote haben die Anschläge der islamistischen Sekte Boko Haram bisher gefordert. Gegen den blutigen Religionskonflikt kämpfen nun ein christliches und ein muslimisches Oberhaupt an: Auf der Seite der Muslime ist das Muhammad Sa'ad Abubakar, 57, Sultan von Sokoto und damit der geistige Führer der Muslime in Nigeria.

Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2013

John Onaiyekan

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(Foto: AFP)

Auf der christlichen Seite engagiert sich John Onaiyekan, der 69-jährige Erzbischof der nigerianischen Hauptstadt Abuja. Sie fordern beide Religionsgruppen, die jeweils etwa die Hälfte der Bevölkerung stellen, zu einem friedlichen Miteinander auf. Eine Entscheidung für die beiden könnte die Versöhnungsbemühungen unterstützen.

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(Foto: AFP)

Ahmet Uzumcu Ahmet Uzumcu, Direktor der Organisation zum Verbot von Chemiewaffen, könnte den Friedensnobelpreis entgegennehmen. Zumindest dann, wenn ein norwegischer Rundfunksender richtig liegt, dass die OVCW den Friedensnobelpreis 2013 gewinnt.

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