Süddeutsche Zeitung

Waffengesetz:Kanada verbietet Sturmgewehre

Nach dem Amoklauf mit 22 Toten reagiert die Regierung und verbietet 1500 Modelle von Schnellfeuerwaffen.

Kurz nach dem schlimmsten Amoklauf in der Geschichte Kanadas verschärft das Land seine Waffengesetze und untersagt Sturmgewehre. 1500 Modelle von Schnellfeuerwaffen seien ab sofort verboten, teilte Premierminister Justin Trudeau mit. "Diese Waffen sind nur für einen einzigen Zweck entworfen worden: um die größte Anzahl von Menschen in der kürzesten Zeit umzubringen", sagte Trudeau. "Es gibt keinen Nutzen und keinen Ort für solche Waffen in Kanada."

Die Anordnung des kanadischen Kabinetts verbietet nicht den Besitz der Sturmgewehre und ihrer Varianten. Für derzeitige Besitzer gibt es nach Angaben von Trudeau eine zweijährige Straffreiheitsphase. Es werde ein Programm für die Entschädigung von Besitzern geben, für das ein Gesetz im Parlament verabschiedet werden müsse.

Etwa 100 000 Sturmgewehre in Privatbesitz

In der Zwischenzeit können die Sturmgewehre exportiert, an Hersteller zurückgegeben und lediglich dann transportiert werden, wenn sie deaktiviert oder beseitigt werden sollen. Derzeit gibt es nach Schätzungen der Regierung etwa 100 000 solcher Waffen im Besitz von Kanadiern.

Vor rund zwei Wochen hatte ein 51-Jähriger in der Provinz Nova Scotia mindestens 22 Menschen getötet. Nach einer zwölfstündigen Verfolgungsjagd, die sich über ein Gebiet von rund 100 Kilometer hinzog, wurde der Mann an einer Tankstelle im Ort Enfield von der Polizei gestellt und getötet. "Kanadier brauchen mehr als Gedanken und Gebete", sagte Trudeau nun zum Erlass des neuen Gesetzes.

Oppositions-Politiker kritisiert "Agenda der Liberalen"

Der oppositionelle Vorsitzende der Konservativen Partei, Andrew Scheer, warf Trudeau vor, die Gefühlslage nach der Schusswaffentat in Nova Scotia auszunutzen, "um die ideologische Agenda der Liberalen voranzutreiben und große Änderungen an der Schusswaffenpolitik vorzunehmen".

Ein Verbot für Sturmgewehre im Militärstil war bereits vor der Coronavirus-Pandemie geplant gewesen.

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