Längst erstellen US-Medien Ranglisten der besten republikanischen Kandidaten, aber es ist völlig offen, wer 2016 die Vorwahl gewinnen könnte. Manchmal reicht zurzeit schon eine gute Rede, um zum Mitfavorit aufzusteigen, so zum Beispiel Scott Walker, dem Gouverneur von Wisconsin. Walker hat sich erbitterte Machtkämpfe mit den Gewerkschaften geliefert - er hat sie gewonnen, das macht ihn in seiner Partei zum Heroen. Am Donnerstag antwortete er auf die Frage, wie er als US-Präsident gegen den Terror des Islamischen Staats kämpfen würde: "Wenn ich mit 100 000 Demonstranten fertig werde, kriege ich das auch weltweit hin."
Später musste eine Sprecherin versichern, dass er US-Bürger nicht mit Terroristen vergleichen wollte. Noch weiter rechts steht Ted Cruz, der US-Senator aus Texas. Er gilt im Kapitol selbst unter Parteifreunden als rücksichtsloser Selbstdarsteller, weil er jeden Kompromiss sabotiert. Er hat im Budgetstreit 2013 die Eskalation befeuert, die fast zur Staatspleite führte. Doch für stramm Konservative ist er ein unbeugsamer Held. Wäre er Präsident, sagt er, würde er die Steuerbehörde IRS abschaffen und die Finanzbeamten in den Süden schicken, um die Grenze nach Mexiko abzusichern.
Die Republikaner haben sich am Ende meist für den gemäßigten Kandidaten entschieden, zuletzt waren dies George W. Bush, John McCain, Mitt Romney. Doch musste sich Romney derart verrenken, um dem rechten Rand zu gefallen, dass er später in der Hauptwahl kaum noch vermittelbar war. Bush möchte diesen Fehler vermeiden. Auf Rücksicht seiner rechten Parteifeinde aber kann er nicht hoffen. Die rechtspopulistische Tea Party ist noch immer einflussreich, Republikaner wie Cruz oder der libertäre Rand Paul gelten in Tea-Party-Kreisen als die echten Konservativen und als wahre Volksvertreter - anders als die Bushs, die das "Establishment" verkörpern.
"Der größte Graben liegt nicht zwischen Republikanern und Demokraten, sondern zwischen Washingtons Karrierepolitikern und dem amerikanischen Volk", sagt Cruz. Man kann davon ausgehen, dass er zum System Washington auch Jeb Bush zählt. Der hat dort zwar nie ein Amt bekleidet, aber wer verkörpert Washington schon mehr als die Bushs?