Kampf ums Weiße Haus:Dafür fehlt Wahlkämpfer Trump das Geld

Lesezeit: 4 Min.

Donald Trump hat sich wohl nur oberflächlich damit befasst, wie professionelle Wahlkämpfe in den USA funktionieren. (Foto: REUTERS)

Die Republikaner sind schockiert, ihr Kandidat hat nur mickrige 1,3 Millionen Dollar in der Kasse. Trumps Gerede über eine "schlanke, gemeine" Kampagne offenbart Ignoranz.

Analyse von Matthias Kolb, Washington

Die Zahlen sind eindeutig: Anfang Juni hatte Donald Trump für seinen Präsidentschaftswahlkampf nur 1,3 Millionen Dollar zur Verfügung, während die "Kriegskasse" von Hillary Clinton mit 42 Millionen Dollar prall gefüllt ist. Da der Republikaner auch in den Umfragen hinter der Demokratin zurück liegt und ihn nur 29 Prozent der US-Bürger sympathisch finden, sind Amerikas Konservative zunehmend panisch.

Republikanische Berater bezweifeln, dass Trump es mit einer "schlanken und gemeinen" Wahlkampagne ins Weiße Haus schaffen kann. Lean and mean - das klingt zwar gut und Trump betont, dass er als US-Präsident mit wenig (Steuer-)Geld viel erreichen werde. Doch Spendensammler wie Austin Barbour betonen in der Washington Post die Bedeutung des Präsidentschaftskandidaten: "Wenn er nicht Hunderte Millionen einwirbt, dann hat das Konsequenzen für jene Republikaner, die im Herbst Gouverneure, Senatoren oder Abgeordnete werden wollen."

Wie es richtig geht, zeigt Hillary Clinton. Sie hat im Mai 28 Millionen Dollar eingeworben - ein Drittel davon ging an den "Hillary Victory Fund". Ein Teil des Gelds geht sowohl an die Parteizentrale als auch an die Demokraten in 32 Bundesstaaten ( Details hier) - so lassen sich Wahlkämpfe in einem riesigen Flächenstaat finanzieren.

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Auf Druck seiner Kinder feuert Donald Trump den Wahlkampfmanager. Die Republikaner hoffen auf professionellere Strukturen in seiner Kampagne - und dass der Milliardär endlich Spenden sammelt.

Von Matthias Kolb

Gewiss: Bis zur Wahl am 8. November vergehen noch viereinhalb Monate, in denen sehr viel passieren kann und womöglich kooperieren Trump und die Funktionäre des Republican National Committee (RNC) bald problemlos. Doch die folgende Übersicht macht deutlich, dass Donald Trump sehr viel Zeit vergeudet hat und lässt vermuten, dass er sich nur oberflächlich damit beschäftigt hat, wie professionelle Wahlkämpfe in den USA funktionieren.

  • Image des Gegners prägen: Seit er sich Anfang Mai die Nominierung als Republikaner-Kandidat gesichert hat, hat Trump keinen Dollar für Wahlwerbespots ausgegeben. Er setzt darauf, in TV-Interviews und bei Events mit Tausenden Zuschauern Hillary Clinton als "Betrügerin" darzustellen. Doch Studien belegen, dass es wirksam ist, den Gegner mit bestimmten Themen zu verknüpfen. Im Frühsommer 2012 war Mitt Romney noch vielen Amerikanern unbekannt - und Obamas Team drückte ihm den Ruf des eiskalten Kapitalisten auf. Und obwohl Trump extrem bekannt ist, investiert Hillary Clinton viele Millionen, um Wähler in Florida oder Colorado per TV- und Online-Werbung an dessen Schattenseiten zu erinnern.
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  • Schlagfertige Organisation in "swing states" aufbauen: Dass Trump nur 69 Angestellte beschäftigt, während für Clinton knapp 700 Leute arbeiten, verunsichert viele Konservative. Denn dies bedeutet, dass Trump in den entscheidenden "swing states" keine professionelle Infrastruktur aufbaut: In Ohio haben die Demokraten drei Mal so viele Wahlkampf-Aktivisten wie die Republikaner - und der Milliardär verlässt sich völlig auf die örtliche Partei, in der sein Ex-Widersacher John Kasich das Sagen hat. Ohne viel Geld wird es schwer, diesen organisatorischen Rückstand aufzuholen - doch zuvor müsste der 70-jährige Trump erstmals dessen Notwendigkeit erkennen.
  • Netzwerk an Kleinspendern etablieren: Kein Republikaner hat in einem Vorwahlkampf jemals mehr Stimmen erhalten als Donald Trump. Viele der 14 Millionen Wähler sehen den Milliardär als "Retter" (mehr in dieser SZ-Reportage). Sie würden ihren Kandidaten gern mit Mini-Summen unterstützen - neben Bernie Sanders sammelte der schwarze Neurochirurg Ben Carson viele Millionen ein. Da jeder US-Bürger maximal 2700 Dollar an einen Kandidaten spenden darf, hilft ein solches Netzwerk, um von Super-Pacs unabhängig zu sein (die Sanders-Fans spendeten im Durchschnitt 27 Dollar). "Trump hätte ähnliches locker schaffen können", meint der konservative Stratege Ed Rollins. Aus Überheblichkeit habe der Milliardär hier unnötigerweise viel Zeit verloren, so der Trump-Sympathisant Rollins.
  • Daten, Daten, Daten: Dass Obama 2012 wiedergewählt wurde, lag an einer perfekten Organisation. Das Team des Präsidenten sammelte noch mehr Daten als der Republikaner Romney. Je mehr über den Wähler bekannt, umso passgenauer kann er angesprochen werden. So wurde nicht nur ständig getestet, welche E-Mail-Botschaften am wirksamsten waren und welche Staaten besondere Aufmerksamkeit erforderten: Das Programm "The Optimizer" ermittelte, welche Nischensender bei potenziellen Obama-Wähler populär waren. Da dort die Werbekosten niedriger sind, wurde das Budget weniger belastet. Und was denkt Trump über Daten? Er verlässt sich auf die parteieigenen Informationen des RNC und hält Daten für "überbewertet". Im Zweifel siegt bei Trump bisher stets der Instinkt - und nicht das Kalkül.
  • Neue Wähler registrieren: Alle vier Jahre bemühen sich beide Parteien darum, möglichst viele ihrer Anhänger als Wähler zu registrieren und an die Urnen zu bringen. Auch hierfür sind möglichst genaue Daten entscheidend. Die Demokraten versuchen besonders, Erstwähler und Neubürger (oft Latinos oder Asian Americans) für sich zu gewinnen. Diese Gruppen sind selten Trump-Fans, doch auch Republikaner sollten ein Interesse daran haben, neue Wähler für sich zu gewinnen. Auch wenn unklar ist, ob Trump wirklich Hunderttausende weiße Amerikaner anspricht, die zuvor nie gewählt haben (mehr bei Politico): Die Republikaner scheinen auch hier im Nachteil.

Paul Manafort, der nach dem Rauswurf von Wahlkampfmanager Corey Lewandowski Trumps neuer Chef-Organisator ist, hat also viel zu tun. Womöglich gelingt es ihm, den 70-Jährigen davon zu überzeugen, von nun ankonservative Großspender zu umwerben und mehr von seinem Geld in professionelle Strukturen zu stecken. Bisher wollte Trump das mühsame Klein-Klein des Wahlkampfs an die Parteifunktionäre übertragen - dies kann aber nur funktionieren, wenn es eine Vertrauensbasis gibt.

Unklar bleibt, inwiefern die professionelle Arbeit von konservativen Gruppen wie "Americans for Prosperity" (ATF) Trumps Chancen beeinflussen. Hinter ATF stehen die Brüder David und Charles Koch, die Trump nicht ausstehen können und nun mit ihrem Geld Senatoren und Abgeordneten helfen. Die ATF-Organisation verfügt über jene Wähler-Daten, die Trump bräuchte ( mehr bei der Washington Post) und könnte so viele konservative Amerikaner mobilisieren - die dann womöglich doch Trump den Vorzug vor Hillary Clinton geben.

Die Botschaft, dass er dringend Geld für seine Kampagne benötigt, ist bei Donald Trump jedoch angekommen. Am Dienstag verschickte er eine seltene E-Mail an seine Anhänger und bat um Spenden - und verspricht, den jeweiligen Betrag noch einmal aus eigener Tasche beizutragen.

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Linktipp: Die New York Times beschreibt in diesem Artikel, dass Trumps Wahlkampagne mehr als eine Million Dollar an Firmen der Trump-Familie überwiesen hat.

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