Die türkische Luftwaffe hat erneut Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien angegriffen. Die Kampfjets vom Typ F-16 hoben am Freitagabend vom Luftwaffenstützpunkt Diyarbakir im Südosten des Landes ab, wie die türkische Regierung mitteilte. Zudem flog die türkische Luftwaffe Angriffe auf Militärlager kurdischer Rebellen im Nordirak.
Es ist das erste Mal, dass die Türkei Kurden im Norden des Irak attackiert, seit im Jahr 2013 ein Friedensabkommen zwischen Ankara und der Gruppe bekanntgegeben wurde.
Als Reaktion auf die Luftangriffe auf PKK-Lager hat die Arbeiterpartei ihren Waffenstillstand mit der türkischen Regierung aufgekündigt. Er sei nach den Angriffen bedeutungslos geworden, erklärte die PKK auf ihrer Internetseite.
Reaktion auf Attentat in Suruç
Bereits am Morgen hatten türkische Jets IS-Stellungen in Syrien angegriffen. Nach Angaben der Regierung in Ankara sei dabei die Grenze zum Nachbarland allerdings nicht überflogen worden. Die neue Politik der Türkei gegenüber dem IS folgt auf ein der Miliz zugeschriebenes Attentat in der grenznahen türkischen Stadt Suruç am Montag, dem 32 Menschen zum Opfer fielen.
Drei F-16-Kampfjets waren vom Flughafen Diyarbakir aufgestiegen und hatten zwei Kommandozentralen des IS und einen Sammelpunkt von IS-Unterstützern angegriffen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden dabei neun IS-Kämpfer getötet und zwölf weitere verletzt.
Bundesregierung begrüßt Anti-Terrorkampf der Türkei
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die militärische Beteiligung der Türkei am Kampf gegen den IS begrüßt. "Es ist wichtig, dass sich auch die Staaten der Region gegen den IS-Terror engagieren und sich über Religionsgrenzen hinweg gegen diesen barbarischen Terror stellen", sagte die CDU-Politikerin der Bild. Dieser Kampf sei sehr ernst und werde noch lange ausgefochten werden müssen.
Als Reaktion auf die jüngste Gewalt ging die türkische Polizei am Freitag mit Anti-Terror-Razzien in 13 Provinzen gegen mutmaßliche Extremisten vor. Mittlerweile hat die türkische Polizei fast 600 mutmaßliche IS-Mitglieder und PKK-Anhänger festgenommen.
Proteste gegen IS-Miliz
Am Abend kam es in Istanbul bei Protesten gegen die IS-Miliz zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die Teilnehmer der Kundgebung vor. Diese verurteilten das Attentat in Suruç und warfen der Regierung vor, IS-Kämpfer in der Türkei zu tolerieren.
Für Samstag rief die wichtigste prokurdische Partei HDP zu einem großen "Marsch des Friedens" in Istanbul auf. Erwartet werden tausende Menschen und ein umfangreiches Aufgebot an Sicherheitskräften.