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Kampf gegen Terrormiliz:Obama verschärft Krieg gegen IS

Die USA fliegen gezielte Luftangriffe gegen Führer des Islamischen Staates und schicken 1500 zusätzliche Militärberater in die Region. So soll die irakische Armee für den Kampf gegen die Terrormiliz gerüstet werden.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die USA weiten ihre Militäroffensive im Irak und in Syrien gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus. Kampfjets flogen am Wochenende Luftangriffe auf Treffen von Anführern des IS und töteten dabei offenbar hochrangige Funktionäre der Organisation, unter ihnen angeblich die vom IS eingesetzten Gouverneure der Provinzen Anbar im Irak und Deir al-Sor in Syrien. Zudem kündigte US-Präsident Barack Obama an, er werde 1500 zusätzliche Militärberater in den Irak entsenden - und damit das derzeitige US-Kontingent verdoppeln. Beim Kongress beantragte er umgerechnet 4,5 Milliarden Euro, um den Einsatz und die Ausbildung irakischer Einheiten zu finanzieren. Er kommt damit einer Bitte der neuen Regierung in Bagdad nach.

Das für den Nahen Osten zuständige Regionalkommando der US-Armee bestätigte, dass bei einem Angriff ein IS-Konvoi mit zehn Fahrzeugen in der Nähe der Millionenstadt Mossul zerstört worden sei, die seit Juni von den sunnitischen Extremisten beherrscht wird. Ob der selbsternannte Emir des "Islamischen Staats", Abu Bakr al-Bagdadi, sich in einem der Fahrzeuge befunden habe, sei nicht klar. Die irakische Regierung teilte am Sonntag mit, sie prüfe Berichte, dass er getötet worden sei. Eine zweite Angriffswelle richtete sich laut der irakischen Regierung und Vertretern sunnitischer Stämme aus der Provinz Anbar gegen IS-Ziele im Grenzgebiet zu Syrien. Einheiten der irakischen Armee attackierten nach Angaben eines Offiziers zudem IS-Stellungen in der von der Miliz besetzten Industriestadt Baidschi, in deren Nähe die größte Erdölraffinerie des Landes liegt. Sie seien in das Zentrum vorgerückt.

Mit Unterstützung westlicher und verbündeter arabischer Staaten durch Luftangriffe, Militärausbilder und auch Ausrüstung soll die irakische Armee in die Lage versetzt werden, bis Ende des Jahres 2015 die Kontrolle über die Bevölkerungszentren im Norden und Westen des Landes von den Extremisten zurückzuerobern, ebenso die wichtigsten Verbindungsstraßen und die Grenze zu Syrien. Planungen für eine Frühjahrsoffensive haben begonnen, wie amerikanische und irakische Quellen der New York Times bestätigt haben.

Berater werden auch nach Anbar geschickt

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Getragen werden soll sie von 20 000 irakischen Soldaten, die von westlichen Ausbildern erst noch trainiert werden müssen. Neben den USA haben Australien, Kanada, Norwegen und Dänemark zugesagt, Hunderte Soldaten von Spezialeinheiten für Ausbildungs- und Beratungsmissionen zu entsenden. Washington dürfte weitere Verbündete um Hilfe bitten. Neun bestehenden Divisionen der irakischen Armee sowie dreien der kurdischen Peschmerga, insgesamt 24 000 Mann, sollen ebenfalls Berater an die Seite gestellt werden.

Die Armee soll die Milizen des Islamischen Staats, deren Stärke auf 15 000 bis 20 000 Kämpfer in Syrien und Irak geschätzt wird, in ihre Hochburgen zurückdrängen und von der Versorgung abschneiden. Erst dann sollen diese Gebiete zurückerobert werden. Entscheidend könnte die Unterstützung sunnitischer Stämme sein, die schon 2008 an der Seite der USA gegen al-Qaida gekämpft hatten. Um ihre Gunst zurückzugewinnen, wollen die USA auch Berater nach Anbar schicken.

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SZ vom 10.11.2014/segi
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