Kampf gegen Terror:Afghanische Regierung: Taliban-Führer bei US-Drohnenangriff getötet

  • Die USA haben im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet einen Drohnenangriff auf Taliban-Führer Mullah Achtar Mansur geflogen.
  • Dabei seien der Taliban-Führer und ein weiterer Mann möglicherweise getötet worden, erklärte das Pentagon. Der afghanische Geheimdienst und die Regierung in Kabul bestätigen den Tod von Mansur.
  • Mansur wird für den Tod Tausender afghanischer Zivilisten und Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht.

Der Führer der radikalislamischen Taliban in Afghanistan, Mullah Mansur, ist offenbar bei einem US-Drohnenangriff im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet getötet worden. Ein US-Regierungsvertreter in Washington berichtete am Samstagabend über den Angriff, den Präsident Barack Obama angeordnet habe. Am Sonntag erklärten der afghanische Geheimdienst und ein Vertreter der Regierung in Kabul via Twitter, Mansur sei tot.

Die Taliban äußerten sich dazu am Sonntag widersprüchlich. "Ein ranghoher Taliban-Kommandeur" habe den Tod bestätigt, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Kurz darauf meldete die Deutsche Presse-Agentur, die Taliban hätten die Berichte als "gegenstandslos" bezeichnet. In einer über einen telefonischen Kurznachrichtendienst verschickten Botschaft hieß es: "Er lebt. Es gab keinen Anschlag auf ihn."

Das Pentagon hatte sich am Samstag zuerst nur vorsichtig geäußert: Mansur sei bei dem Angriff womöglich getötet worden, das "Ergebnis" werde noch "eingeschätzt". US-Außenminister John Kerry begründete am Sonntag den Drohnenagriff: Mansur sei eine "unmittelbare Bedrohung für US-Mannschaften, afghanische Zivilisten und afghanische Sicherheitskräfte" gewesen. Den Angaben aus Washington zufolge ereignete sich der Angriff in einem entlegenen Gebiet nahe Ahmad Wal im westlichen Pakistan, nahe der Grenze zu Afghanistan. Mansur sei am Samstagmittag mit einem zweiten Mann in einem Auto unterwegs gewesen, als das Geschoss einschlug. Auch der zweite Mann sei wahrscheinlich tot.

Im Geheimen hatte Mansur die Taliban schon länger geführt

Mansur hatte als Nachfolger von Taliban-Führer Mullah Omar die Führung der radikalislamischen Miliz übernommen. Danach tobten blutige interne Machtkämpfe unter den Taliban. Im Geheimen hatte er die Islamisten aber schon länger geführt: Sein Vorgänger Mullah Omar, so stellte sich heraus, war schon zwei Jahre lang tot, als sein Ableben verkündet wurde. Mansur und andere aus dem Führungsgremium hatten den Tod aus Angst vor Machtkämpfen verschwiegen.

Mansur, der auf Mitte 40 geschätzt wird, war schon einflussreich, als die radikalislamischen Taliban zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan herrschten. Er wurde zuerst Flughafenchef der großen südafghanischen Stadt Kandahar, später Minister für den Flugverkehr. Er war somit nicht nur für die staatliche Fluglinie Ariana zuständig, sondern auch für die Luftwaffe des Landes, die allerdings damals nur aus ein paar alten Flugzeugen und Hubschraubern bestand.

Mansur soll gegen eine Aussöhnung mit der Regierung gewesen sein

In der Pentagon-Mitteilung wurde Mansur für den Tod Tausender afghanischer Zivilisten und Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht. Er sei aktiv an der Planung von Angriffen gegen Einrichtungen in Kabul und anderen Teilen Afghanistans beteiligt gewesen. Er habe auch eine Bedrohung für US-Personal und Verbündete im Land dargestellt.

"Mansur stand dem Frieden und einer Versöhnung zwischen der Regierung von Afghanistan und den Taliban im Wege", betonte Pentagon-Sprecher Peter Cook in einer schriftlichen Mitteilung. Er habe Taliban-Führer an der Teilnahme an Friedensgesprächen mit der Regierung gehindert, die zu einem Ende des Konflikts führen könnten.

Angriffe der Taliban verbreiten in Afghanistan seit Jahren eine Atmosphäre der Unsicherheit. Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben der Uno mehr als 3500 Zivilisten in dem Land getötet. Am Freitag hat die Nato beschlossen, dass der aktuelle Einsatz in Afghanistan auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Im vergangenen Mai hatte die westliche Allianz noch erwogen, den aktuellen Militäreinsatz 2017 in eine zivile Mission umzuwandeln.

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