Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen PKK:Türkisches Militär tötet offenbar 100 kurdische Rebellen

Das türkische Militär verstärkt seinen Kampf gegen kurdische Rebellen im Nordirak. Bis zu 100 Kämpfer sollen bei Luftangriffen ums Leben gekommen sein. Die Rebellen weisen die Berichte als türkische Propaganda zurück.

Bei türkischen Luftangriffen auf Stellungen kurdischer Rebellen im Nordirak sind nach Angaben der türkischen Armee bislang bis zu 100 Rebellen getötet worden. Weitere 80 Rebellen seien verletzt worden, berichtete die Armee auf ihrer Website. Zudem seien ein Munitionslager, acht Nahrungsdepots, neun Luftabwehrkanonen und 14 Gebäude zerstört worden. Auch 79 Verstecke, 18 Höhlen und drei Straßensperren sollen getroffen worden sein.

"Nach den ersten Informationen wurden zwischen 90 und 100 Terroristen ausgeschaltet, über 80 verletzte Terroristen in Krankenhäuser oder Dörfer gebracht und die Kommunikation mit einer Großzahl von Terroristen gekappt", hieß es in der Stellungnahme der Streitkräfte. Den Angaben zufolge werden der Norden des Iraks und die einheimischen Gebiete überwacht und die Operationen auf dem Boden und in der Luft fortgesetzt.

Die Rebellen wiesen die Berichte zurück. Die vom türkischen Militär veröffentlichten Zahlen toter Rebellen entbehrten jeder Grundlage, teilte die PKK mit. Bei den bombardierten Einrichtungen habe es sich um verlassene Stellungen gehandelt. "Durch die Angabe falscher Zahlen wollen die Kommandeure der türkischen Streitkräfte die Moral ihrer Soldaten heben und einen Vorwand schaffen, um ihren Krieg gegen Zivilpersonen fortzusetzen", sagte ein Sprecher. Laut PKK gab es drei Todesopfer, ein drei Monate altes Kind und zwei Jugendliche, jedoch keine Verletzten.

Die PKK soll derweil mit neuen Angriffen in der Türkei auf die Bombardements reagiert haben. Nach Angaben aus türkischen Sicherheitskreisen sind am Dienstagmorgen bei einem Angriff ein türkischer Soldat getötet und zwei weitere verletzt worden. Außerdem seien fünf Zivilisten entführt worden.

Die türkische Luftwaffe fliegt seit Mittwoch vergangener Woche Angriffe im Nordirak, den die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Rückzugsgebiet nutzt. Ankara reagierte damit auf eine Attacke kurdischer Rebellen auf einen türkischen Militärkonvoi im Südosten des Landes. Dabei waren acht Soldaten und ein Mitglied einer Ankara-treuen Kurdenmiliz getötet worden. Die von der Europäischen Union und den USA als Terrororganisation eingestufte PKK kämpft seit 1984 gegen den türkischen Staat. Seitdem starben bei dem Konflikt mehrere zehntausend Menschen.

Vertreter der irakischen Regierung und der kurdischen Autonomieregion im Norden des Landes haben sich bislang mit Kritik an der türkischen Militäroffensive zurückgehalten. Die Türkei gehört zu den wichtigsten Handelspartnern des Iraks, und selbst Kurden aus dem Norden des Landes sind teilweise gegen den bewaffneten Kampf der PKK. Es gab jedoch auch vereinzelte Proteste gegen die Luftangriffe, die als Verletzung der irakischen Souveränität verstanden werden.

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AFP/dapd/sebi/segi
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