Kampf gegen IS-Terrormiliz:Obama schreibt Chamenei vertraulichen Brief

  • In einem geheimen Brief an den obersten iranischen Geistlichen Chameini regt US-Präsident Obama eine Zusammenarbeit im Kampf gegen die IS-Terrormiliz an.
  • Seit der iranischen Revolution 1979 unterhalten die Länder keine diplomatischen Beziehungen. Es soll schon der vierte Brief Obamas nach Teheran sein.
  • Voraussetzung für eine Zusammenarbeit soll aber sein, dass Iran sein Atomprogramm zurückfährt. Darüber wird derzeit in Wien verhandelt.

Geheimer Brief nach Iran

US-Präsident Barack Obama hat einem Bericht des Wall Street Journal zufolge dem Iran Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) signalisiert. Er habe bereits Mitte Oktober einen geheimen Brief an den obersten Führer in Teheran, Ajatollah Ali Chamenei, geschrieben, berichtet die Zeitung. Die Zeitung beruft sich auf namentlich nicht genannte Quellen.

Dem WSJ zufolge handelte es sich bereits um den vierten Geheimbrief von Obama an Chamenei seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten Anfang 2009. Eine persönliche Antwort habe er in keinem der Fälle erhalten. Die USA und der Iran unterhalten seit der 444-tägigen Besetzung der US-Botschaft in Teheran im Zuge der Islamischen Revolution 1979 keine diplomatischen Beziehungen.

Das Weiße Haus wollte am Donnerstag zu dem Bericht zunächst keine Stellung nehmen. Regierungssprecher Josh Earnest sagte, er könne nichts zu "privaten Korrespondenzen" des Präsidenten sagen. Earnest betonte allerdings, die USA würden im Kampf gegen die Terrormilizen nicht militärisch mit dem Iran zusammenarbeiten. Man gebe auch keine Geheimdiensterkenntnisse weiter.

Zusammenarbeit strategisch denkbar

In Washington gibt es zwar seit längerem Spekulationen, dass Iran und die USA ihre Kräfte im Kampf gegen die IS bündeln könnten. Die meisten Iraner sind Schiiten, die IS-Terrormilizen gehören der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam an. Die Bekämpfung des IS, der im Nahen Osten ein großes Kalifat aufbauen will, gehört auch zu den strategischen Zielen Teherans. Die USA bombardieren seit Wochen IS-Stellungen in Syrien und im Irak.

Atomstreit in entscheidender Phase

Voraussetzung einer Zusammenarbeit sei dem WSJ zufolge allerdings eine Einigung bei den gegenwärtigen Verhandlungen im Atomstreit mit Teheran. Die Atomgespräche in Wien zwischen den Westmächte und Iran treten derzeit in ihre heiße Phase. Am 24. November läuft die Frist für eine Einigung ab. Allerdings ist bereits von einer möglichen Verlängerung die Rede. Der Westen will sicherstellen, dass Iran keine Atomwaffen baut und sein Nuklearprogramm zurückfährt. Mit Iran verhandelt die sogenannten 5+1-Gruppe, das sind die USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.

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