Kampf gegen IS:Flugzeugdefekt verzögert deutsche Waffenlieferung in den Irak

Erste deutsche Waffenlieferung in den Irak

Ein Transportflugzeug vom Typ Douglas KC-10 der niederländischen Luftwaffe wird mit Waffen beladen.

(Foto: dpa)

Eigentlich sollte die deutsche Waffenhilfe für den Kampf gegen die IS-Terrormiliz heute anlaufen. Doch das vorgesehene Transportflugzeug ist defekt. Auch die Bundeswehr-Ausbilder sitzen noch immer in Bulgarien fest.

  • Die erste deutsche Waffenlieferung in den Irak verzögert sich. Das vorgesehene Flugzeug habe einen Defekt und müsse zunächst repariert werden, teilt die Bundeswehr mit.
  • Bei den US-Angriffen auf Islamisten-Stellungen in Nordsyrien soll auch ein ranghoher Anführer der Al-Nusra-Front getötet worden sein.
  • Das Weiße Haus legitimiert gegenüber den UN die Angriffe über Syrien mit dem Recht auf Selbstverteidigung.
  • Der türkische Präsident Erdoğan schließt ein militärisches Eingreifen der Türkei nicht mehr aus.

Flugzeugdefekt verzögert erste Waffenlieferung in den Irak

Die deutsche Waffenhilfe sollte heute anlaufen, die Bundeswehr wollte Waffen und Munition von Leipzig aus nach Bagdad schicken. Doch das dafür vorgesehene Transportflugzeug der niederländischen Luftwaffe habe einen Defekt, teilte die Bundeswehr in Leipzig mit. Deswegen verzögerten sich die Beladung der Maschine sowie der für etwa 13 Uhr geplante Abflug auf unbestimmte Zeit. Die McDonnell Douglas KDC-10 müsse zunächst am Flughafen repariert werden.

Die Panzerfäuste, Gewehre und Munition sind für die Peschmerga im nordirakischen Kurdengebiet bestimmt. Insgesamt sollen 10 000 kurdische Kämpfer mit Waffen für 70 Millionen Euro aus Bundeswehrbeständen ausgerüstet werden. Die Transporte sollen bis Anfang Oktober über den Flughafen Leipzig/Halle abgewickelt werden.

Zu einer Panne war es auch bei der Reise der Bundeswehr-Ausbilder in den Irak gekommen: Die ersten sechs Waffenausbilder für die Kurdengebiete im Nordirak sitzen seit Tagen im bulgarischen Burgas fest. Der Sprecher des Einsatzführungskommandos wies darauf hin, dass der Weiterflug der Maschine mit den sechs Soldaten von den irakischen Behörden genehmigt werden müsse, doch "diese Einreisegenehmigung liegt derzeit nicht vor". Die Reise der Ausbilder ins nordirakische Erbil war von ihrem Beginn am vergangenen Freitag an von Pannen begleitet. Weil die eigentlich vorgesehene Transall-Maschine der Bundeswehr defekt war, musste sie nach eigenen Angaben zunächst gegen eine und dann noch einmal gegen eine andere Transportmaschine getauscht werden.

Al-Nusra-Anführer soll getötet worden sein

Die USA setzen ihre Luftangriffe gegen Ziele im Norden Syriens fort. Dabei soll ein ranghoher Anführer der Nusra-Front getötet worden sein. Bei dem Toten soll es sich um Abu Yousef al-Turki handeln, genannt "der Türke". Das gab die Terrorgruppe, die der al-Qaida nahesteht, in einem Statement auf Twitter bekannt. Al-Nusra postete zudem ein Foto des Dschihadisten, um dessen Tod zu beweisen. Bisher konnte die Meldung noch nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden, allerdings erwähnte die Aktivistengruppe der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London einen Angriff auf Stellungen der al-Nusra.

Luftangriffe auf IS-Stellungen in Nordsyrien werden fortgesetzt

Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben die USA am Mittwoch Ziele nahe der Stadt Kobanê (Ain al-Arab) an der türkischen Grenze angegriffen. Die Kampfflugzeuge hätten die Ziele aus Richtung Türkei angesteuert, es habe sich nicht um syrische Maschinen gehandelt. Weitere Einzelheiten waren zunächst nicht bekannt.

Die USA hatten in der Nacht auf Dienstag gemeinsam mit fünf arabischen Verbündeten erstmals IS-Stellungen in Syrien beschossen. Nach Angaben von Menschenrechtlern wurden dabei 70 IS-Extremisten getötet. Zudem starben 50 Kämpfer der weitgehend unbekannten Khorasan-Gruppe, die mit dem syrischen Al-Qaida-Ableger verbunden ist. Khorasan soll nach Angaben des Pentagon kurz vor einem Terroranschlag in den USA oder Europa gestanden haben. Die US-Luftwaffe beschoss außerdem Ziele im Irak.

USA legitimieren Angriffe gegenüber UN

Die Angriffe in Syrien sind nach US-Angaben auf irakischen Wunsch erfolgt. "Die irakische Regierung hat die USA gebeten, internationale Maßnahmen anzuführen, um Stellungen und militärische Hochburgen des IS in Syrien anzugreifen", schrieben die Vereinigten Staaten in einem Brief an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Der Irak habe um den Schutz seiner Bürger und um Hilfe bei der Sicherung seiner Grenzen gebeten.

Das Schreiben, unterzeichnet von der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, soll erklären, warum der Militäreinsatz der USA und ihrer arabischen Verbünden von der UN-Charta gedeckt ist. Demnach sei der IS nicht nur für den Irak, sondern für die USA und die Alliierten in der Region eine Bedrohung. Die IS-Miliz nutze Syrien als sicheren Rückzugsraum, von dem aus sie Angriffe im Irak vorbereite. Der Artikel 51 der UN-Charta besagt, dass angegriffene Mitglieder das Recht auf individuelle oder gemeinsame Selbstverteidigung haben.

Türkischer Präsident Erdoğan begrüßt US-Luftangriffe

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die von den USA geführten Luftangriffe gegen die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien begrüßt. Zugleich schloss er am Dienstag in New York eine mögliche militärische oder logistische Unterstützung der Angriffe durch die Türkei nicht länger aus. Zur "Bekämpfung des Terrorismus" werde Ankara "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, sagte er in einem vom türkischen Fernsehen übertragenen Beitrag vor Journalisten. Nach seiner Rückkehr von der UN-Vollversammlung in New York werde er mit der Regierung über das weitere Vorgehen beraten, sagte Erdoğan hinzu.

Auf die Frage eines Journalisten, ob die Unterstützung auch militärischer Art sein könnte, sagte Erdogan: "Es beinhaltet alle Arten, militärisch, politisch, alles." Zu den US-Luftangriffen auf die IS-Milizen in Syrien sagte er: "Natürlich ist dieser Schritt gegen diese Ziele, besonders gegen die Terrororganisation in der Gegend, ein Schritt, den wir für positiv halten."

Bislang hatte die Türkei nur humanitäre Hilfe zugesichert. Das Land hat bislang nach Regierungsangaben rund 1,5 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Der Westen würde die Türkei gerne eng in eine Koalition gegen die IS-Extremisten einbinden. Als Grund für ihre Zurückhaltung hatte die Türkei bislang die Sorge um 49 meist türkische Geiseln angegeben, die seit Samstag wieder frei sind, die seit Samstag wieder frei sind.

Cameron deutet Ausweitung des Engagements an

"Das ist ein Kampf, dem man sich nicht verweigern kann", sagte Premierminister David Cameron über das Vorgehen gegen die Dschihadistenorganisation IS dem Sender NBC News. "Diese Leute wollen uns umbringen." Heimische Medien werteten dies als weiteren Hinweis darauf, dass sich Großbritannien den US-geführten Luftangriffen in Syrien und dem Irak bald anschließen könnte. Cameron hatte die jüngsten Bombardements und Raketenangriffe gegen IS-Stellungen in Syrien zwar verteidigt, die Rolle der britischen Streitkräfte aber zunächst nicht ausgeweitet. Großbritannien engagiert sich bislang nur bei der Ausrüstung kurdischer Milizionäre und mit Unterstützungsleistungen, ist aber nicht aktiv an Kampfhandlungen beteiligt.

Erste deutsche Waffenlieferung

Von Leipzig aus fliegt am Mittag eine erste Maschine mit Panzerfäusten, Gewehren und Munition über die irakische Hauptstadt Bagdad in das nördlich gelegene Kurdengebiet. Dort sollen die Waffen an die Peschmerga-Armee übergeben werden. Die kurdischen Kämpfer halten dort seit Wochen dem IS-Vormarsch stand, obwohl sie bislang schlechter ausgestattet ist als die Truppen der Extremisten, die zahlreiche Arsenale geplündert und Waffen erbeutet haben. Insgesamt werden 10 000 kurdische Kämpfer mit Waffen für 70 Millionen Euro aus Bundeswehrbeständen ausgerüstet.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: