Kampf gegen IS:Bundeswehr will mit Rüstungslieferungen in den Nordirak beginnen

Fahrzeuge, Schutzwesten, Nachtsichtbrillen - aber keine Waffen: Die Lieferung militärischer Ausrüstung aus Deutschland in den Nordirak könnte in der kommenden Woche beginnen. Mit Hilfe des US-Militärs wollen kurdische Milizen den strategisch wichtigen Mossul-Staudamm zurückerobert haben.

  • Die Bundeswehr setzt ihre Hilfstransporte in den Irak fort. Die Lieferung nicht-humanitärer Ausrüstung soll nächste Woche starten.
  • US-Präsident Obama begründet die Luftangriffe im Nordirak unter anderem damit, dass zahlreiche amerikanische Bürger bedroht sind.
  • Peschmerga und irakische Armee melden Erfolg am strategisch wichtigen Mossul-Staudamm.

Rüstungslieferungen in den Nordirak sollen nächste Woche beginnen

Die Lieferung militärischer Ausrüstung aus Deutschland in den Nordirak soll in der kommenden Woche beginnen. Das sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, in Berlin. Waffen werden aber nicht dabei sein. Im Gespräch ist der Export von Fahrzeugen, Schutzwesten, Helmen, Sprengfallendetektoren oder Nachtsichtbrillen aus Bundeswehrbeständen an die kurdischen Streitkräfte, die im Nordirak gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen.

Ob Deutschland auch Waffen in den Irak liefern wird, ist nach Angaben der zuständigen Ministerien noch nicht entschieden. Die Außenminister der Europäischen Union hatten Ende vergangener Woche grundsätzlich Waffenlieferungen an die irakischen Kurden im Kampf gegen die IS-Dschihadisten zugestimmt.

Der Transport von humanitären Hilfsgütern durch die Bundeswehr soll bereits Mitte dieser Woche fortgesetzt werden. Transall-Flugzeuge sollen dann 75 Tonnen Lebensmittel sowie 25 Tonnen medizinische und andere Hilfsgüter wie Decken in die Kurden-Hauptstadt Erbil bringen. Am Wochenende waren dort bereits die ersten 36 Tonnen Hilfsgüter angekommen.

US-Präsident zum Militäreinsatz im Irak

Das US-Militär hat seine Luftangriffe gegen Stellungen der Terrorgruppe IS nahe des Mossul-Staudammes verstärkt. US-Präsident Barack Obama begründet das mit dem Schutz von US-Interessen in der Region. In einem Brief an den Kongress schrieb er, die Angriffe würden "in Ausmaß und Dauer begrenzt" sein und dienten dazu, den irakischen Streitkräften die Rückeroberung der wichtigen Infrastrukturanlage zu erlauben.

Er habe die Operation gemäß seinen Befugnissen als Präsident und Oberkommandeur angeordnet "im Interesse der nationalen Sicherheit und der Außenpolitik der USA". Sollte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) den Staudamm in die Luft sprengen, könnte dies das Leben zahlreicher Zivilisten bedrohen, US-Einrichtungen und Angestellte einschließlich der Botschaft in Bagdad gefährden und die irakische Regierung daran hindern, der Bevölkerung wichtige Dienstleistungen zu erbringen, teilte Obama weiter mit.

Der Mossul-Staudamm ist als größter des Landes von entscheidender Bedeutung für den Irak. Die IS hatte das Gebiet vor gut zwei Wochen eingenommen. Wer den Staudamm kontrolliert, kann nicht nur weiten Teilen des Landes den Strom kappen, sondern auch riesigen Flächen im Norden und Zentrum des Landes das Wasser abstellen. Sollten die Dschihadisten den Damm sprengen, drohte zudem eine verheerende Flutwelle bis hinab zur Stadt Mossul.

Unklare Lage am Mossul-Staudamm

Am Sonntag zitierte das kurdische Nachrichtenportal Rudaw einen Politiker mit den Worten, die kurdischen Peschmerga-Truppen hätten "80 Prozent des Dammes" unter Kontrolle und der IS-Miliz "große Verluste" zugefügt. Auch an diesem Montag melden das staatliche irakische Fernsehen sowie die kurdische Nachrichtenagentur Basnews unter Berufung auf einen Militärquellen, kurdische Peschmerga-Milizen und irakische Spezialeinheiten hätten die IS-Kämpfer vom Mossul-Staudamm vertrieben. Unterstützt wurden sie durch Luftangriffe der US-Armee.

Nach Angaben mehrerer Medien sind die Kämpfe jedoch noch nicht beendet. Auch eine der IS nahestehende Medien-Organisation per Twitter dieser Darstellung, wie Reuters meldet. Demnach steht der Staudamm immer noch unter IS-Kontrolle. Der Damm ist die größte Talsperre des Landes. Er ist von großer Bedeutung für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung des Iraks. Die Extremisten hatten den Damm Anfang August eingenommen.

Die US-Armee flog nach eigenen Angaben allein am Wochenende mehr als 20 Luftangriffe in der Nähe des Mossul-Staudamms. Dabei zerstörten US-Kampfjets und Drohnen zahlreiche Truppentransporter und Militärfahrzeuge der IS-Kämpfer, wie das US-Militärkommando Centcom mitteilte. Zuvor hatten sich die US-Luftangriffe auf die Region um die Kurdenhauptstadt Erbil und die Sindschar-Berge beschränkt. Es ist das erste Mal seit ihrem Truppenabzug vor gut zweieinhalb Jahren, dass die USA wieder militärisch im Irak eingreifen. Mehrere hundert US-Militärberater halten sich im Irak auf. Obama ordnete die Luftangriffe an, schloss aber den Einsatz von Bodentruppen aus.

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