Korruptionsskandal im EU-Parlament:Kaili behauptet, gefundenes Bargeld gehöre einem Dritten

Lesezeit: 1 min

Die Europaabgeordnete Eva Kaili wollte ihre Immunität als EU-Abgeordnete behalten. (Foto: Eric Vidal/dpa)

Die großen Summen gehörten weder ihr noch ihrem Partner, teilt der Anwalt der Politikerin mit. Wegen eines Streiks im Gefängnis bleibt die ehemalige EU-Parlamentsvizepräsidentin mindestens bis zum 22. Dezember in Untersuchungshaft.

Die unter Korruptionsverdacht stehende Europapolitikerin Eva Kaili streitet ab, dass das gefundene Bargeld ihr oder ihrem Partner gehört. Die Scheine, die in ihrer Brüsseler Wohnung gefunden wurden, gehörten ihrem Anwalt zufolge einem Dritten. "Frau Kaili hat ihren Partner gefragt, was für Gelder das seien", sagte er. Ihr Lebenspartner habe erwidert, dass das Geld jemand anderem gehöre. "Daraufhin hat Frau Kaili gesagt, sie erlaube nicht, dass Gelder, die jemand anderem gehörten, in der gemeinsamen Wohnung aufbewahrt werden." Aus diesem Grund habe Kailis Vater die Tasche mit Geld an sich genommen und sich auf den Weg zu einem Hotel gemacht, wo der nicht namentlich genannte Empfänger hätte auftauchen sollen.

Sowohl bei Kaili als auch bei ihrem Vater wurden große Summen Geld gefunden. Bei Hausdurchsuchungen in der Region Brüssel hat die Polizei fast 1,5 Millionen Euro beschlagnahmt.

Derweil ist klar, dass Kaili mindestens bis zum Donnerstag kommender Woche in Untersuchungshaft bleibt. Am Mittwoch hätte entschieden werden sollen, ob sie weiterhin im Gefängnis bleiben muss, der Termin wurde allerdings verschoben. Grund dafür ist ein Streik in dem Gefängnis, in dem Kaili einsitzt, wie ihr Anwalt André Risopoulos der belgischen Zeitung L'Echo sagte. Deshalb habe sie nicht zum Brüsseler Justizpalast gebracht werden können.

Die drei anderen Verdächtigen in dem Korruptionsskandal um das EU-Parlament wurden hingegen im Brüsseler Justizpalast angehört. Zwei von ihnen müssen nach einer Entscheidung der Ratskammer vorerst im Gefängnis bleiben. Gegen sie sei die Untersuchungshaft bestätigt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ein dritter Verdächtiger bleibe "ebenfalls in Gewahrsam, allerdings unter der Bedingung, dass er eine elektronische Fußfessel trägt".

Die griechische Sozialdemokratin Kaili sitzt seit Sonntag in Untersuchungshaft. Sie ist eine von sechs Verdächtigen, die von den belgischen Behörden seit Freitag in dem Korruptionsskandal festgenommen worden sind. In Untersuchungshaft sind auch ihr Freund und der ehemalige italienische Europaabgeordnete Antonio Panzeri. Beide müssen auch nach der Entscheidung der Ratskammer in Untersuchungshaft bleiben.

Von der belgischen Bundespolizei sichergestelltes Geld aus den Wohnungen der Beschuldigten. (Foto: Handout/AFP)

Die Verdächtigen werden der Korruption, der Geldwäsche und der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung beschuldigt. Das Golfemirat Katar soll mit Geld- und Sachgeschenken versucht haben, Einfluss auf politische Entscheidungen im Europaparlament zu nehmen.

Bereits am Dienstag hatte das Europaparlament die 44-Jährige als Vizepräsidentin abgesetzt. Auch andere Abgeordnete sind im Visier der Staatsanwaltschaft und müssen ihre parlamentarischen Ämter ruhen lassen.

© SZ/dpa/axke - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Korruptionsskandal
:Ende einer Karriere

Nicht mehr als eine Minute hat die Abstimmung gedauert, mit der das Europaparlament Eva Kaili ihres Postens enthob.

Von Josef Kelnberger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: