"Manifest für den Frieden":Käßmann nimmt nicht an Kundgebung von Wagenknecht und Schwarzer teil

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(Foto: Holger Hollemann/dpa)

Die frühere EKD-Vorsitzende steht zu ihrer Unterschrift des "Manifests für den Frieden". An der Demonstration in Berlin will sie aber nicht teilnehmen. Ihr fehlt die Abgrenzung nach rechts - da ist sie nicht die Einzige.

Von Nadja Lissok

Die evangelische Theologin Margot Käßmann will am Samstag nicht an der Kundgebung zum "Manifest für den Frieden" in Berlin teilnehmen. Zur Demonstration aufgerufen hatten die Publizistin Alice Schwarzer und die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, die für ihr Manifest bereits massiv kritisiert wurden. Darin fordern sie unter anderem ein Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine und sofortige Verhandlungen.

Käßmann, ehemalige Vorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), teilte am Dienstag mit, dass sie nicht an der Kundgebung teilnehmen wird, weil ihr die Abgrenzung der beiden Initiatorinnen nach rechts fehle. "Die Stoßrichtung des Textes" trage sie aber weiter mit. Wer sich für Frieden einsetze, müsse sich klar von nationalistischen und menschenfeindlichen Personen und Gruppen abgrenzen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung Käßmanns und des Bundessprechers der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Jürgen Grässlin. "Dies war in Äußerungen der Initiatorinnen der genannten Kundgebung leider nicht klar genug der Fall", bemängeln die ehemalige EKD-Vorsitzende und Grässlin, die zu den 67 Erstunterzeichnern gehören.

Zu möglichen Demonstrationsteilnehmern von rechts sagte Wagenknecht dem Spiegel: "Auf unserer Kundgebung ist jeder willkommen, der ehrlichen Herzens für Frieden und für Verhandlungen demonstrieren möchte. Rechtsextreme Flaggen oder Symbole dagegen haben auf ihr nichts zu suchen und werden nicht geduldet. Mehr ist dazu nicht zu sagen." Auch die Linken-Parteispitze rief ihre Mitglieder am Montag dazu auf, sich an anderen, dezentral organisierten Protesten zu beteiligen, weil die "klare Abgrenzung nach rechts" fehle.

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Käßmann will am Samstag stattdessen auf Friedensdemonstrationen in Bonn und Münster sprechen. Die von Schwarzer, Wagenknecht und dem ehemaligen Brigadegeneral Erich Vad initiierte Demonstration mit dem Titel "Aufstand für Frieden" soll am Brandenburger Tor in Berlin stattfinden. Unter anderem hatte das Manifest in Reihen der AfD Unterstützung bekommen, der Bundesvorsitzende Tino Chrupalla bekundete seine Unterstützung.

Auch der Sänger Reinhard Mey, die Schauspielerin Katharina Thalbach, der Satiriker Martin Sonneborn, der Textilunternehmer Wolfgang Grupp und der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen haben unterschrieben. Der Politikwissenschaftler Johannes Varwick hatte zunächst unterschrieben - und seine Unterschrift dann ein paar Tage später mit einer ähnlichen Begründung wie Käßmann zurückgezogen. Unter den Unterzeichnern seien zunehmend Personen, mit denen er nicht gemeinsam genannt werden möchte, schreibt er in einer Erklärung auf seiner Homepage.

Mit Material von dpa und epd

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