Süddeutsche Zeitung

Kämpfe in Libyen:Rebellen gewinnen Oberhand in Sawija

Kaum mehr Widerstand von Gaddafi-Anhängern: Nach eigenen Angaben haben die Rebellen die strategisch wichtige Küstenstadt Sawija eingenommen - und damit die Straße von der Hauptstadt Tripolis zur tunesischen Grenze. Um einen wichtigen Grenzposten wird weiter gekämpft.

Nach schweren Auseinandersetzungen in Sawija haben die libyschen Rebellen die Küstenstadt eigenen Angaben zufolge unter ihre Kontrolle gebracht. Ihr Sprecher Dschumma Ibrahim sagte, die Regimegegner dominierten seit Samstagabend den Großteil der Stadt. Es gebe nur noch wenige Widerstandsnester der Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi.

Trifft dies zu, kontrollieren die Rebellen damit auch die Hauptstraße von der Hauptstadt Tripolis zur tunesischen Grenze, die durch Sawija führt. Das erklärte der Vorsitzende des Sicherheitsrats, Fadlallah Harun.

Zu Beginn der Proteste gegen Gaddafi im Februar hatten sich die Bewohner von Sawija gegen die Regierung in Tripolis erhoben. Im März belagerten die Regierungstruppen die Stadt und schlugen den Aufstand nieder. Nun schließen sich nach Angaben der Rebellen erneut zahlreiche Einwohner den Aufständischen an. "95 Prozent der Menschen aus Sawija sind aufseiten der Revolution", sagte Abdel Basset Abu Rijak, ein Einwohner der Stadt, in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur AP.

Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim wies die Angaben der Rebellen zurück. "Tripolis ist sicher. Selbst wenn die bewaffneten Banden Fortschritte machen sollten, dann nur vorübergehend unter dem Schutz der Nato", sagte Mussa im staatlichen Fernsehen.

Außerdem warnte er die Nato vor einem angeblich geplanten Luftangriff auf den Grenzübergang Ras Dschedir an der tunesischen Grenze. Er sagte, Tripolis habe Informationen über Pläne für einen "intensiven Beschuss" des Grenzpostens, um "bewaffneten Banden" dabei zu helfen, auf libysches Territorium vorzudringen.

Der Regierungssprecher bezeichnete die angeblichen Pläne als "sehr gefährlich". In Ras Dschedir würden tausende Libyer die Grenze überqueren, "darunter auch Frauen und Kinder". Mit einem Luftangriff auf den Grenzposten würde die Nato ein "neues Blutbad" anrichten, hieß es weiter.

Augenzeugen zufolge lieferten sich libysche Truppen am Samstag etwa zehn Kilometer von dem Übergang entfernt bei der Stadt Abu Kammasch Gefechte mit den Rebellen. Dies berichtete ein tunesischer Geschäftsmann, der häufig auf der anderen Seite der Grenze zu tun hat.

"Gaddafis Truppen versuchen, den Grenzposten Ras Dschdir unter Kontrolle zu halten", sagte ein zweiter Mann. Die Kämpfe seien heftig. Nach Angaben eines dritten Augenzeugen sind die Gaddafi-Anhänger mit schwerem Gerät und Panzern angerückt.

Über den Grenzübergang Ras Dschedir waren in den vergangenen Monaten tausende Menschen vor dem Krieg nach Tunesien geflohen. Der Hauptgrenzposten zu dem Nachbarland ist aber auch für die mit Sanktionen belegte libysche Regierung strategisch wichtig.

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dapd/AFP/Reuters/fran/liv
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