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Kabinettsumbildung:Ayrault wird neuer Außenminister Frankreichs

Ein ehemaliger Deutschlehrer

Der neue französische Chefdiplomat heißt Jean-Marc Ayrault. Der 66-Jährige folgt auf Laurent Fabius. Dies gab der Élysée Palast am Donnerstag bekannt.

Ayrault war von 2012 bis 2014 Regierungschef und musste nach Wahlniederlagen der Sozialisten dem aktuellen Amtsinhaber Manuel Valls weichen. Fabius soll nach dem Willen von Präsident François Hollande Präsident des französischen Verfassungsrates werden. Der Conseil Constitutionnel ist vergleichbar mit dem deutschen Bundesverfassungsgericht.

Ayrault unterrichtete früher Deutsch und bekundete mehrmals seine Sympathie für das Nachbarland. Die Zusammenarbeit mit Berlin könnte dies erleichtern. Als aussichtsreiche Kandidatin für das Amt der Außenministerin hatte auch Ségolène Royal gegolten. Die frühere Lebensgefährtin von Präsident Hollande bleibt nun aber Umweltministerin. Der Wechsel an der Spitze der französischen Diplomatie ist Teil einer Regierungsumbildung, es ist bereits die dritte unter Hollande. Für sie gibt es unter anderem wahltaktische Gründe.

Unter anderem wahltaktische Gründe

Der unter desaströsen Umfragewerten leidende Präsident Hollande muss Experten zufolge das linke Lager hinter sich bringen, wenn er in etwa 15 Monaten Chancen auf eine Wiederwahl haben will. Dabei spielt die Verteilung von Ministerposten eine wichtige Rolle. Hollande müsse "um jeden Preis seine politische Basis erweitern", sagte ein Vertrauter des Staatschefs am Donnerstag. Er müsse die eigene sozialistische Partei sowie die französischen Grünen hinter sich bringen.

Tatsächlich wurde ein Mitglied der französischen Grünen nun ins Kabinett berufen: Emmanuelle Cosse wird Wohnungsbauministerin. Neue Kulturministerin wird die Sozialistin Audrey Azoulay. Die bisherige Beraterin löst die glücklos agierende Fleur Pellerin ab. Der zur Linken zählende Jean-Michel Baylet übernimmt das Ministerium für ländliche Entwicklung.

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